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Hattingberg, Immo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 10. Abhandlung): Sensibilitätsuntersuchungen an Kranken mit Schwellenverfahren: aus der Nervenabteilung der Medizinischen Klinik der Universität Freiburg i. Br — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43768#0019
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an Kranken mit Schwellenverfahren

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Ruffin (48, 49) zeigt der ermüdete Gesunde Schwellenveränder-
lichkeit. Wo ist hier die Grenze zur organischen Schädigung? Es
war also notwendig, das Verhalten der Schwelle bei sehr ver-
schiedenen Versuchspersonen und außerdem unter verschiedenen
krankhaften Bedingungen kennen zu lernen.
Außerdem fehlt in den Untersuchungen auf Schwellenkonstanz
die Einheitlichkeit des Verfahrens.
Es zeigt sich, daß in den verschiedenen Mitteilungen die Untersuchungs-
dauer, Reizfrequenz und Reizstärke sehr verschieden sind. Die Unter-
suchungsdauer für einen einzelnen Punkt wird für eine Reizstärke zwi-
schen 30 sec. und 30 Minuten angegeben. Die Reizfrequenz bewegt sich zwi-
schen 15 und 60 in der Minute und die angewendete Reizstärke von ge-
rade überschwelligem Druck bis zum Reiben mit dem Handtuch.
Bei geeigneten Kranken kann man auf diese Weise eine Ände-
rung der Schwellenwerte finden. Es ist aber so nicht möglich,
abzugrenzen, wieweit der Wechsel der Schwellenwerte als krank-
haft zu bewerten ist.
Zwei andere Beobachtungen Stein’s sind theoretisch und dia-
gnostisch so wichtig, daß sie an einem großen Material eingehend
nachgeprüft werden sollten:
Stein beobachtete, daß eine Schwellenerhöhung sich bei spi-
nalen Erkrankungen nur innerhalb des Segmentes, bei cerebralen
aber weiter ausdehnte.
Ebenso wichtig ist eine andere Angabe Stein’s, daß bei be-
sonders ausgeprägtem Funktionswandel durch Reizung von Druck-
punkten mit Reizhaaren gleichzeitig die Schmerzschwelle eine Er-
höhung erfahren kann (6).
von Bagh (53) hat diese Frage neuerdings an 60 Nerven-
kranken nachgeprüft. Doch scheint das Verfahren nicht ganz ein-
deutig. Er ermüdet die Haut durch Reiben mit dem Handtuch
und vergleicht die Schwellen des Schmerzsinnes vor und nach der
Ermüdung. Er „glaubt, daß das Reiben einen reinen Druckreiz
darstellt“. Das hängt m. E. zunächst von der Stärke ab. Durch
starkes Reiben kann man über Hitzegefühl bis zu heftigem Hitze-
schmerz jeden Empfindungsgrad erzeugen. Durch das Reiben wird
immer eine Rötung der Haut hervorgerufen. Hierbei können sehr
leicht Stoffe freiwerden (z. B. Histamin), die als Schmerzreize
wirken.
 
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