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Hattingberg, Immo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 10. Abhandlung): Sensibilitätsuntersuchungen an Kranken mit Schwellenverfahren: aus der Nervenabteilung der Medizinischen Klinik der Universität Freiburg i. Br — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43768#0055
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an Kranken mit Schwellenverfahren

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Gesunder zeigen, daß für die Schmerzschwelle neben Punktdichte
und Punktschwelle auch ein rhythmisches Schwanken der zen-
tralen Schwelle maßgebend ist.
c) Nach einer Nervendurchschneidung sind an der Grenze der
Störung schon vor Beginn der Regeneration Schmerzpunkte zu
finden, deren Schwellen erhöht sind.
d) Bei den Schädigungen der zentralen Schmerzbahnen ist
die Bestimmung von Punktdichte und Punktschwelle deswegen
nicht zu empfehlen, weil ein gewonnenes Schwellenbild niemals
zu verschiedenen Zeiten nachgeprüft werden kann. In diesen
Fällen ist nur das statistische Verfahren anwendbar.
e) Mit dem statistischen Verfahren gelingt es, bei spinalen Er-
krankungen (Syringomyelie und traumatische Hinterstrangschädi-
gung) auch außerhalb der subjektiv auffallenden Störungen Ver-
änderungen der Schmerzschwelle aufzudecken, die der unsyste-
matischen Untersuchung entgehen müssen.
f) Es wird eine Abbildung gezeigt, welche die Erhöhung der
Schmerzschwelle bei einem parasagittalen Meningeom veranschau-
licht. Eine Fernschädigung des Thalamus ist in diesem Fall un-
wahrscheinlich.
g) Es wird eine Kranke beschrieben, die neben einer sehr
starken Hyperpathie für Stiche eine Summation der Einzelempfin-
dungen und eine echte Senkung der Schmerzschwelle (Hyper-
algesie) aufweist. Es handelt sich um eine Erweichung, die den
Thalamus mitbetrifft.
II. Die Untersuchung der Schwellen Veränderlichkeit
im Umstimmungsversuch.
Schon beim Befragen der Kranken und bei oberflächlicher
Untersuchung fällt das wechselvolle Bild mancher Sensibilitäts-
störungen in die Augen. Versucht man dann, solche Befunde
durch eine eingehende Schwellenbestimmung zu klären, so wird
die Unbeständigkeit der Erscheinungsformen noch auffälliger. Man
erhält keine sicheren Ausfälle, keine festen Grenzen und neigt
dazu, die Sensibilitätsstörung als „unsicher“ abzutun. So erklärt
sich, daß bei gewissen Krankheiten, wie z. B. der multiplen
Sklerose, die Sensibilitätsstörungen lange Zeit unbeachtet blieben,
obwohl die Kranken selbst darüber klagen.
Erst die systematische Untersuchung kleiner Hautflächen während
längerer Zeit durch den Umstimmungsversuch macht es möglich,
 
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