Immo v. Hattingberg: Sensibilitätsuntersuchungen
Veränderlichkeit der Schmerzschwelle bei Schädigung
des Thalamus opticus.
Das Auftreten heftiger Hyperpathie ist eines der wichtigsten
Thalamuszeichen. Ein solcher Fall wurde schon auf S. 52 be-
schrieben. Bei dem nun folgenden Kranken konnten die Erschei-
nungen der Umstimmung noch eingehender verfolgt werden.
Fall 206. Herr Ky., 63jähriger Polizeibeamter. Diagnose: linksseitige
Hemiparese nach Apoplexie. Untersuchung am 20.—22. 12. 1937 an beiden
Handrücken.
Der Kranke war bis zum 17. 8. 37 noch rüstig und versorgte sich selbst.
Er bemerkte die linksseitige Hemiparese nach dem Erwachen am Morgen.
Die Sprache war (obwohl er Rechtshänder ist) 24 Stunden gelähmt. Er
wurde im Krankenhaus untergebracht. Am 20. 12. 37 fand sich folgendes:
Geistig gesund. Die Angaben sind sicher und schnell. Bei Schilderung der
Vorgeschichte weint er. Der Blutdruck beträgt in Ruhe 130/75 mm Hg.
Am Augenhintergrund arteriosklerotische Veränderungen. Die Sprache ist
leicht verwaschen. Facialis- und Hypopglossusparese links. Der linke Arm
und das linke Bein können nur in den großen Gelenken gebeugt werden.
Rigor und Beugekontraktur. Pyramidenzeichen links. Sensorisch: Es treten
anfallsweise Schmerzen in der ganzen linken Seite auf, die als „in der
Tiefe bohrend“ geschildert werden. Bei passiver Bewegung Schmerzen in
Arm und Bein. Nach der Untersuchung wird Zunahme der Schmerzen
angegeben.
Tastsinn: Das Material der Gegenstände, die in die Hand gesteckt
werden, wird nicht erkannt. Die Erkennung geführter Bewegungen ist
links weniger gestört (12 +, 9 —) als das Zahlenerkennen auf der Haut
(1 +, 12 —).
Schwellenbestimmung mit dem statistischen Verfahren: Rechts zeigt
der Drucksinn eine leichte Ermüdung. Links ist die Druckschwelle stark
erhöht. Die Schmerzschwelle ist zu Beginn der Untersuchung seitengleich.
Auf der gestörten linken Seite sinkt die Schmerzschwelle während der
Untersuchung und ist dann tiefer als rechts. Gleichzeitig breitet sich die
Schmerzempfindung aus, der Stich wird als Kribbeln bis in die Schulter
empfunden.
Schwellenveränderlichkeit: Bei kurzer Untersuchung wird eine
Senkung der Schwelle, bei längerer eine Steigung beobachtet.
Kurze Untersuchung: a) mit Reizhaaren: 20 g/mm sind
erst unterschwellig. Nach 8 Reizen wird das Haar überschwellig.
Die Druckschwelle sinkt nun so, daß nach 31 Reizen 5 g/mm
überschwellig sind. Eine Ausbreitung macht sich dabei nicht
geltend.
b) mit Stachelborste : x/8 g Stachelborste wird nach dem dritten
Reiz schmerzhaft. Nun nimmt die Empfindung zu. Die Einzel-
reize verschmelzen, es entsteht ein Dauergefühl, das durch den
Veränderlichkeit der Schmerzschwelle bei Schädigung
des Thalamus opticus.
Das Auftreten heftiger Hyperpathie ist eines der wichtigsten
Thalamuszeichen. Ein solcher Fall wurde schon auf S. 52 be-
schrieben. Bei dem nun folgenden Kranken konnten die Erschei-
nungen der Umstimmung noch eingehender verfolgt werden.
Fall 206. Herr Ky., 63jähriger Polizeibeamter. Diagnose: linksseitige
Hemiparese nach Apoplexie. Untersuchung am 20.—22. 12. 1937 an beiden
Handrücken.
Der Kranke war bis zum 17. 8. 37 noch rüstig und versorgte sich selbst.
Er bemerkte die linksseitige Hemiparese nach dem Erwachen am Morgen.
Die Sprache war (obwohl er Rechtshänder ist) 24 Stunden gelähmt. Er
wurde im Krankenhaus untergebracht. Am 20. 12. 37 fand sich folgendes:
Geistig gesund. Die Angaben sind sicher und schnell. Bei Schilderung der
Vorgeschichte weint er. Der Blutdruck beträgt in Ruhe 130/75 mm Hg.
Am Augenhintergrund arteriosklerotische Veränderungen. Die Sprache ist
leicht verwaschen. Facialis- und Hypopglossusparese links. Der linke Arm
und das linke Bein können nur in den großen Gelenken gebeugt werden.
Rigor und Beugekontraktur. Pyramidenzeichen links. Sensorisch: Es treten
anfallsweise Schmerzen in der ganzen linken Seite auf, die als „in der
Tiefe bohrend“ geschildert werden. Bei passiver Bewegung Schmerzen in
Arm und Bein. Nach der Untersuchung wird Zunahme der Schmerzen
angegeben.
Tastsinn: Das Material der Gegenstände, die in die Hand gesteckt
werden, wird nicht erkannt. Die Erkennung geführter Bewegungen ist
links weniger gestört (12 +, 9 —) als das Zahlenerkennen auf der Haut
(1 +, 12 —).
Schwellenbestimmung mit dem statistischen Verfahren: Rechts zeigt
der Drucksinn eine leichte Ermüdung. Links ist die Druckschwelle stark
erhöht. Die Schmerzschwelle ist zu Beginn der Untersuchung seitengleich.
Auf der gestörten linken Seite sinkt die Schmerzschwelle während der
Untersuchung und ist dann tiefer als rechts. Gleichzeitig breitet sich die
Schmerzempfindung aus, der Stich wird als Kribbeln bis in die Schulter
empfunden.
Schwellenveränderlichkeit: Bei kurzer Untersuchung wird eine
Senkung der Schwelle, bei längerer eine Steigung beobachtet.
Kurze Untersuchung: a) mit Reizhaaren: 20 g/mm sind
erst unterschwellig. Nach 8 Reizen wird das Haar überschwellig.
Die Druckschwelle sinkt nun so, daß nach 31 Reizen 5 g/mm
überschwellig sind. Eine Ausbreitung macht sich dabei nicht
geltend.
b) mit Stachelborste : x/8 g Stachelborste wird nach dem dritten
Reiz schmerzhaft. Nun nimmt die Empfindung zu. Die Einzel-
reize verschmelzen, es entsteht ein Dauergefühl, das durch den