108 Immo V. Hattingberö: Sensibilitätsuntersuchungen
zentralen Nervenkrankheiten viel deutlicher in Erscheinung tritt
als bei den peripheren, so zeigen doch die Um stimm ungs ver-
suche bei Hautnervenverletzungen, daß auch hier die Schwellen
nicht beständig sind. Die Hyperpathie kann während der Regene-
ration solche Grade erreichen, daß das periphere Schwellenbild
dem einer spinalen Schädigung ähnlich werden kann. Wir sind
also z. B. nicht berechtigt, den Funktionswandel, der bei Poly-
neuritiden beobachtet wird, als Zeichen einer Mitschädigung der
Hinterstränge anzusehen.
Dieses Verschwimmen der Grenzen kann jedoch nur ein schein-
bares sein. Denn bei genauer Untersuchung müssen sich die
Unterschiede im Bau und in der Funktion zwischen Peripherie,
spinalen Leitungsbahnen und Hirnrinde geltend machen.
Um diese Unterschiede sicher aufzuzeigen, müssen allerdings
die Verfahren noch weiter ausgebaut und einheitlicher werden.
Der Hinweis auf das Schrifttum ist hier beweisend. Trotz strenger
Untersuchung durch die verschiedenen Beobachter finden sich
in den Grundfragen — wie z. B. der Rarefizierung — noch
überall Widersprüche.
Wenn man versucht, die einzelnen diagnostischen Merkmale
der verschiedenen örtlichen Schädigungen auf Grund der vorlie-
genden Befunde herauszustellen, so ist also immer die Einschrän-
kung nötig, daß in manchen Fällen diese Merkmale kaum auffindbar
sind.
Das Wesentliche an der peripheren Sensibilitätsstörung ist die
relative Beständigkeit des Bildes. Die normalen Punkte lassen
sich, weil sie zum gesunden Nachbarnerven gehören, immer
wieder nachprüfen. Die veränderten Punkte finden sich nur in
geringer Zahl. Die Grenze der Störung ist daher meist so beständig,
daß wir sie bei allen Nachprüfungen in kurzen Zeitabständen
auf wenige Millimeter genau an derselben Stelle wieder finden.
Wenn sich die Schwelle eines gestörten Punktes hier durch den
Um Stimmungsversuch verändern läßt, so breitet sich der Wandel
höchstens auf die direkt benachbarten Punkte aus. Dieses Bild
kann nun durch die Erscheinungen der Hyperpathie überdeckt
werden, die schon vor der Regeneration, aber auch während und
nach Abschluß der Regeneration auftreten können. Denn dann
kommt es zu den beschriebenen flüchtigen Veränderungen größerer
Flächen, es kommt zu Schwellenveränderlichkeit und Empfindungs-
wandel, die den Eindruck einer Schädigung des Vorderseitenstrang-
zentralen Nervenkrankheiten viel deutlicher in Erscheinung tritt
als bei den peripheren, so zeigen doch die Um stimm ungs ver-
suche bei Hautnervenverletzungen, daß auch hier die Schwellen
nicht beständig sind. Die Hyperpathie kann während der Regene-
ration solche Grade erreichen, daß das periphere Schwellenbild
dem einer spinalen Schädigung ähnlich werden kann. Wir sind
also z. B. nicht berechtigt, den Funktionswandel, der bei Poly-
neuritiden beobachtet wird, als Zeichen einer Mitschädigung der
Hinterstränge anzusehen.
Dieses Verschwimmen der Grenzen kann jedoch nur ein schein-
bares sein. Denn bei genauer Untersuchung müssen sich die
Unterschiede im Bau und in der Funktion zwischen Peripherie,
spinalen Leitungsbahnen und Hirnrinde geltend machen.
Um diese Unterschiede sicher aufzuzeigen, müssen allerdings
die Verfahren noch weiter ausgebaut und einheitlicher werden.
Der Hinweis auf das Schrifttum ist hier beweisend. Trotz strenger
Untersuchung durch die verschiedenen Beobachter finden sich
in den Grundfragen — wie z. B. der Rarefizierung — noch
überall Widersprüche.
Wenn man versucht, die einzelnen diagnostischen Merkmale
der verschiedenen örtlichen Schädigungen auf Grund der vorlie-
genden Befunde herauszustellen, so ist also immer die Einschrän-
kung nötig, daß in manchen Fällen diese Merkmale kaum auffindbar
sind.
Das Wesentliche an der peripheren Sensibilitätsstörung ist die
relative Beständigkeit des Bildes. Die normalen Punkte lassen
sich, weil sie zum gesunden Nachbarnerven gehören, immer
wieder nachprüfen. Die veränderten Punkte finden sich nur in
geringer Zahl. Die Grenze der Störung ist daher meist so beständig,
daß wir sie bei allen Nachprüfungen in kurzen Zeitabständen
auf wenige Millimeter genau an derselben Stelle wieder finden.
Wenn sich die Schwelle eines gestörten Punktes hier durch den
Um Stimmungsversuch verändern läßt, so breitet sich der Wandel
höchstens auf die direkt benachbarten Punkte aus. Dieses Bild
kann nun durch die Erscheinungen der Hyperpathie überdeckt
werden, die schon vor der Regeneration, aber auch während und
nach Abschluß der Regeneration auftreten können. Denn dann
kommt es zu den beschriebenen flüchtigen Veränderungen größerer
Flächen, es kommt zu Schwellenveränderlichkeit und Empfindungs-
wandel, die den Eindruck einer Schädigung des Vorderseitenstrang-