des Baues der verholzten Faser
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Ich führe in diesem Zusammenhang eine Äußerung von K. Freuden-
berg (private Mitteilung) an: „Die Schwierigkeit dieser Fragen besteht
wie in der gesamten Ligninchemie darin, daß die Konstitution des Lig-
nins erst in ihren Umrissen erkannt ist und wegen ihrer Besonderheit nie
durch eine einzige Formel wird ausgedrückt werden können. Die hier-
durch geschaffene Unklarheit erschwert die Bearbeitung der oben geschil-
derten Zusammenhänge. Solange aber diese nicht aufgeklärt sind, kommt
die Konstitutionsforschung wiederum nicht vorwärts.
Da somit ein Problem ohne das andere nicht gelöst werden kann,
steht hier die Forschung vor einem einheitlichen Fragenkomplex, dem
nur durch die Beschaffung von weiterem Beobachtungsmaterial, möglichst
von allen Seiten her, beizukommen ist.“
Die folgende Untersuchung ist ein solcher Beitrag.
Das Enzymproblem.
Wie die vorhergehende Übersicht gezeigt hat, ist es sehr
schwierig, Fragen nach dem inneren Aufbau der verholzten Faser
eindeutig mit chemischen Methoden zu klären. Wenn, wie das
Beispiel Hilpert’s lehrt, sogar die bisher auf Grund jahrzehnte-
langer Arbeit selbstverständlich erscheinende Voraussetzung der
Existenz gewisser Hauptbestandteile des Holzes angezweifelt
werden kann, so sind solche Einwände noch viel eher zu er-
warten, wenn es sich um die viel subtileren Fragen nach dem
Bindungszustand dieser Bestandteile im Holz handelt.
Völlig eindeutige Ergebnisse sind hier wohl nur von physi-
kalischen Untersuchungsmethoden zu erwarten, bei welchen die
untersuchte Substanz keinem Eingriff unterliegt. Bei der kom-
plexen Natur unseres Materials läßt aber der Stand der physi-
kalischen Methodik heute noch keine Beantwortung dieser Fragen
erwarten. Man ist also bis auf weiteres auf die lytischen Ope-
rationen des Chemikers angewiesen, unter denen die enzymati-
schen Methoden den Vorrang verdienen. Dies um so mehr, als
der enzymatische Holzabbau in der Natur die größte Rolle spielt
und somit die Existenz geeigneter Enzyme von vornherein als
gegeben gelten kann.
Tatsächlich ist auch diesem Arbeitsgebiet seit langem um-
fangreichste Forschungsarbeit gewidmet worden. Die dabei meist
angewendete Methodik macht es aber leider unmöglich, die er-
zielten Ergebnisse auf unsere Fragestellung anzuwenden.
Der weitaus überwiegende Teil des natürlichen Holzabbaues
wird von Bakterien und Pilzen geleistet. Die wissenschaftliche
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Ich führe in diesem Zusammenhang eine Äußerung von K. Freuden-
berg (private Mitteilung) an: „Die Schwierigkeit dieser Fragen besteht
wie in der gesamten Ligninchemie darin, daß die Konstitution des Lig-
nins erst in ihren Umrissen erkannt ist und wegen ihrer Besonderheit nie
durch eine einzige Formel wird ausgedrückt werden können. Die hier-
durch geschaffene Unklarheit erschwert die Bearbeitung der oben geschil-
derten Zusammenhänge. Solange aber diese nicht aufgeklärt sind, kommt
die Konstitutionsforschung wiederum nicht vorwärts.
Da somit ein Problem ohne das andere nicht gelöst werden kann,
steht hier die Forschung vor einem einheitlichen Fragenkomplex, dem
nur durch die Beschaffung von weiterem Beobachtungsmaterial, möglichst
von allen Seiten her, beizukommen ist.“
Die folgende Untersuchung ist ein solcher Beitrag.
Das Enzymproblem.
Wie die vorhergehende Übersicht gezeigt hat, ist es sehr
schwierig, Fragen nach dem inneren Aufbau der verholzten Faser
eindeutig mit chemischen Methoden zu klären. Wenn, wie das
Beispiel Hilpert’s lehrt, sogar die bisher auf Grund jahrzehnte-
langer Arbeit selbstverständlich erscheinende Voraussetzung der
Existenz gewisser Hauptbestandteile des Holzes angezweifelt
werden kann, so sind solche Einwände noch viel eher zu er-
warten, wenn es sich um die viel subtileren Fragen nach dem
Bindungszustand dieser Bestandteile im Holz handelt.
Völlig eindeutige Ergebnisse sind hier wohl nur von physi-
kalischen Untersuchungsmethoden zu erwarten, bei welchen die
untersuchte Substanz keinem Eingriff unterliegt. Bei der kom-
plexen Natur unseres Materials läßt aber der Stand der physi-
kalischen Methodik heute noch keine Beantwortung dieser Fragen
erwarten. Man ist also bis auf weiteres auf die lytischen Ope-
rationen des Chemikers angewiesen, unter denen die enzymati-
schen Methoden den Vorrang verdienen. Dies um so mehr, als
der enzymatische Holzabbau in der Natur die größte Rolle spielt
und somit die Existenz geeigneter Enzyme von vornherein als
gegeben gelten kann.
Tatsächlich ist auch diesem Arbeitsgebiet seit langem um-
fangreichste Forschungsarbeit gewidmet worden. Die dabei meist
angewendete Methodik macht es aber leider unmöglich, die er-
zielten Ergebnisse auf unsere Fragestellung anzuwenden.
Der weitaus überwiegende Teil des natürlichen Holzabbaues
wird von Bakterien und Pilzen geleistet. Die wissenschaftliche