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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1913, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 3 — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37372#0026
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26(A. 13)

0. Lehmann:

das Rotationsbestreben der Tropfen, Drehung der Polarisations-
ebene, Lamellierung usw. zum Ausdruck kommtps) Tatsächlich
zeigt sich bei den Myelinformen ein Rotationsbestreben, welches
zur Folge hat, daß, wenn ein zylindrischer Faden sich nicht
frei drehen kann, z. R. weil das Ende umgebogen ist und an
das Glas anstreift, oder weil es ebenfalls mit. der quellenden
Masse zusammengeflossen ist, der eine Teil des Fadens sich
um den andern he rum wickelt oder beide sich zu einer
doppelgängigen Spirale verdrehen, wie aus den Photographien
der Fig. 1 und 2 auf Täf. 3 sowie Fig. 2 auf Taf. 4 und Fig. 1
und 2 auf Tafel 5 zu ersehen ist. Bei Fig. 1 und 5 auf Taf. 4
sind spiralig verdrehte Myelinformen zu keulenartigen Gebilden
zusämmengeflossen. Einfache keulenartige, durch Ausfüllung
einer Schleife entstandene Bildungen sind in Fig. 3, 4 und 6
derselben Tafel sowie in Fig. 3 auf Taf. 5 dargestellt.
Für die Natur der Myelinformen als Mischkristalle spricht
auch der häußg zu beobachtende geschichtete Bau (Fig. 4—7,
Taf. 5), der nur auf eine verschiedene Beschaffenheit der nach
und nach entstandenen Schichten zurückgeführt werden kann.
Da diese Schichten überall gleiche Dicke haben, obschon doch
die Myelinform beständig wächst, folgt, daß sich nicht einfach
wie bei gewöhnlichen geschichteten Mischkristallen die späteren
Schichten auf die früheren anlagern, sondern daß das Gebilde
durch Eindringen der Wassermoleküle (Quellung, Innenaufnahme)
wächst, ganz ähnlich wie das Wachstum bei Organismen nicht
durch Apposition, sondern durch Intussuszepthon erfolgt. Auch
völlig fremdartige Stoffe können in die Alyelinformen aufgenommen
werden, doch besitzen diese als flüssige Kristalle dasselbe
Selbstreinigungsvermögen, welches auch andern Kristallen zu-
kommt.4s) Man kann z. B. dem Ammoniumoleat oder dem Am-
moniak die verschiedensten Anilinfarben !zusetzen, ohne daß die
daraus entstehenden Myelingebilde Farbe auf nehmen. Fertige
Myelinformen färben sich in ammoniakalischer Lösung von Me-

48) & PAyg., 8, 649, 687, 1900; 78, 808, 1905; PÜiggfye TFrfgfePe,
1904, Taf. XIV—XVII, 28—34; PAyg. ZeügcAr., 72, 540, 1911; Arm. (7. PAyg., 85,
193, 1911; 77eüMP Rü^MMygAer./l911, Nr. 22, Taf. VI—VIII; 1912, Nr. 13,
Taf. III, Fig. 64; 8. PAyg., 89, 105, 1912.
49) ZePgcAr. /. Pö'üfaHoyr., 7, 487, 1877; 47oPAMLrpAyg7A 7, 345, 1888;
Pö7gg7ye TVrfgppe, 1904 137; P8e %e%e IVeM 8er /üiggfye% Prfgfa^e, 1911, 330;
7^Ayg. ZepgcAr., 77 44, 1910; PwgcAo-M., 77, 950, 1910.
 
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