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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1913, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 3 — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37372#0028
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28(A. 13)

0. Lehmann:

in den Myelinformen Verloren; sie zerfallen, wie schon oben
bemerkt, in eine kolloidale Seifenlösung. Durch Zusatz von
Salzen (Salmiak, Bromammonium) und eventuell etwas Alkohol
kann man aus solchen Lösungen puppenartige Gebilde nieder-
schlagen, die als hohle flüssige Kristalle zu bezeichnen sind,
deren Inneres von isotroper Flüssigkeit erfüllt ist. Es scheiden
sich erst Tröpfchen konzentrierter Oleatlösung aus, auf deren
Oberfläche sich infolge fortgesetzter Elektrolytwirkung eine halb-
isotrope flüssig-kristallinische Haut bildet. Durch Zusammen-
fließen solcher hohler Sphärokristalle können kompliziertere Ge-
bilde entstehen, die, ähnlich wie Schaummassen, durch ebene
(flüssig-kristallinische) Lamellen im Innern in mehrere Abteilungen
geteilt sind.32)
Die Quellung der flüssigen Kristalle erinnert an die Quellung
der Stärkekörner, welche zwischen gekreuzten Nicols ein
schwarzes Kreuz zeigen, also vielleicht sphärolithische Bil-
dungen sind^), ferner an die quellbaren Eiweißkristalle^Q, welche
sich auch intensiv färben lassen, und an die quellbaren Hämo-
globinkristalle. Verwandt dürfte ferner die Aufnahme fremder
Stoffe durch Zeolithe und andere ifeste Kristalle sein^), sowie
die Wanderung von Silberionen in Jodsilberkristallen^Q und die
künstliche Färbung von Kristallen durch RadiumstrahlenW, Er-
scheinungen, die erkennen lassen, daß die Struktur der Kristalle
durch die molekulare Richtkraft trotz des lockernden Einflusses
der thermischen Bewegung erhalten werden kann. Weil durch

32) Unter Umständen erhielt ich auch am einen Ende kolbenartige, am
andern stetig oder staffelförmig verjüngt auslaufende, gewöhnlich kommaförmige
Gebilde. Die [näheren Bedingungen konnte ich noch nicht ermitteln, es scheint
sich um Myelinformen zu handeln, deren Struktur durch fremde Beimischungen
stark gestört ist. Sie zeigten sich bei einem im Handel bezogenen gallertartigen
Ammoniumoleat, das mit Ammoniak allein keine Myelinformen gab, sondern
nur bei Salzzusatz.
33) Vgl. dagegen G. MALFITANO und A. MOSCHKOFF, CoMjü. ?-en&, 756,
1412, 1913.
34) SCHIMPFR, ZeüscAr. /. Ab'fsfaüoyr., -5, 131, 1881; ST. BONDZYNSKI
und L. ZOJA, /. pAysüV CAem., Id, 1, 1894; A. WlCHMANN, ibid.. 27,
575, 1899.
33) A. ROLLET, <7er lUmiier üdhuL, 76 (II), 65, 1862.
36) F. RINNE, Fortschritte der Mineralogie, Kristallographie und Petro-
graphie, 2, 159, 1913.
3?) 0. L., Uüeti. ÜNM., 68, 396, 1889.
33) C. DOELTER, Das Radium und die Farben, Dresden 1910.
 
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