60 (A. 29)
P. Lenard:
Die Bildungsweise der Kerne bezw. Elektrizitätsträger
von jenen kleinen, in staubfreien Gasen zu findenden Größen
hat man sich hiernach wohl so vorzustellen, daß bei den infolge
der Wärmebewegung stattfindenden Zusammenstößen der Mole-
küle (bezw. der ursprünglich monomolekularen Träger) mit ande-
ren, geeigneten Molekülen mehr oder weniger dauernde Zusammen-
lagerung stattfindet. Sind freie elektrische Ladungen an den in
geeigneter Weise zusammentreffenden Molekülen nicht vorhanden,
so beschränkt sich die Komplexbildung (bei den gewöhnlichen
Gasen) auf relativ seltenes Zusammenbleiben von nur wenigen
Molekülen; ist aber eines der Moleküle Elektrizitätsträger, so er-
reichen die Zusammenlagerungen die erheblichere Größe von viel-
leicht 10 Molekülen (entsprechend den angegebenen Durchmessern
von 7 bis 11 -10""^cm) ^"^). Warum das überschüssige negative
oder positive Elementarquant solche größere Zusammenlagerun-
gen bewirkt, ist im einzelnen bisher nicht erklärt. Die Erklärung,
welche man in Gestalt der Kondensationstheorie von Herrn J. J.
THOMSON wenigstens für den Fall der Trägerbildung in Dämpfen
zu besitzen glaubte, welche die Träger als Tropfen behandelt und
Gegeneinanderwirken von elektrischer Kraft und Oberflächen-
spannung annimmt, hält, wie Abschnitt 4 zeigte, nicht Stand
gegenüber der Erfahrung. Die (besonders von Herrn LANGEViN
entwickelte) Annahme, daß die geladenen Moleküle vermöge ihres
überschüssigen Quants merkliche elektromagnetische Fernkräfte
ausübten, wodurch sie die anderen Moleküle aus größeren Ent-
fernungen, als ihrem (für ihresgleichen) undurchdringlichen Radius
entspricht, zur Anlagerung heranzögen, oder auch ihre von uns
in Rechnung gesetzten Radien nur vortäuschten, findet, wie
Diese Bildungsweise der Elektrizitätsträger und die zur Berechnung
der Molekülzahien dienenden Überlegungen wurden bereits früher erörtert
(Heidelb. Akad. 1911, 24, S. 48, 49; Ann. d. Phys. 41, 8. 87—89, 1913); die
gegenwärtige Untersuchung lieferte insofern neue Bestätigung, als die damals
angemerkten anderweitigen, komplizierteren Möglichkeiten jetzt noch mehr
in den Hintergrund getreten sind. Durchaus bestätigt hat sich auch stets
die Grundannahme (Ann. d. Phys. 1912, 8. 474, 1903), daß der Ursprung
der Trägerbildung in Gasen im Entweichen eines Elektrons aus einem Molekül
bestehe, nicht in elektrolytischer Molekülspaltung, was früher die gewöhn-
liche Annahme war. Neu hinzugekommen ist zuletzt noch die Erkenntnis,
daß freie negative Elektronen vor ihrer Festlegung (Absorption) an Mole-
küle auch reflektiert werden können (vgl. die Zusammenstellungen der Nach-
weise und den neuen Nachweis in Flammen, Heidelb. Akad. 1914, A.17, 8. 20).
P. Lenard:
Die Bildungsweise der Kerne bezw. Elektrizitätsträger
von jenen kleinen, in staubfreien Gasen zu findenden Größen
hat man sich hiernach wohl so vorzustellen, daß bei den infolge
der Wärmebewegung stattfindenden Zusammenstößen der Mole-
küle (bezw. der ursprünglich monomolekularen Träger) mit ande-
ren, geeigneten Molekülen mehr oder weniger dauernde Zusammen-
lagerung stattfindet. Sind freie elektrische Ladungen an den in
geeigneter Weise zusammentreffenden Molekülen nicht vorhanden,
so beschränkt sich die Komplexbildung (bei den gewöhnlichen
Gasen) auf relativ seltenes Zusammenbleiben von nur wenigen
Molekülen; ist aber eines der Moleküle Elektrizitätsträger, so er-
reichen die Zusammenlagerungen die erheblichere Größe von viel-
leicht 10 Molekülen (entsprechend den angegebenen Durchmessern
von 7 bis 11 -10""^cm) ^"^). Warum das überschüssige negative
oder positive Elementarquant solche größere Zusammenlagerun-
gen bewirkt, ist im einzelnen bisher nicht erklärt. Die Erklärung,
welche man in Gestalt der Kondensationstheorie von Herrn J. J.
THOMSON wenigstens für den Fall der Trägerbildung in Dämpfen
zu besitzen glaubte, welche die Träger als Tropfen behandelt und
Gegeneinanderwirken von elektrischer Kraft und Oberflächen-
spannung annimmt, hält, wie Abschnitt 4 zeigte, nicht Stand
gegenüber der Erfahrung. Die (besonders von Herrn LANGEViN
entwickelte) Annahme, daß die geladenen Moleküle vermöge ihres
überschüssigen Quants merkliche elektromagnetische Fernkräfte
ausübten, wodurch sie die anderen Moleküle aus größeren Ent-
fernungen, als ihrem (für ihresgleichen) undurchdringlichen Radius
entspricht, zur Anlagerung heranzögen, oder auch ihre von uns
in Rechnung gesetzten Radien nur vortäuschten, findet, wie
Diese Bildungsweise der Elektrizitätsträger und die zur Berechnung
der Molekülzahien dienenden Überlegungen wurden bereits früher erörtert
(Heidelb. Akad. 1911, 24, S. 48, 49; Ann. d. Phys. 41, 8. 87—89, 1913); die
gegenwärtige Untersuchung lieferte insofern neue Bestätigung, als die damals
angemerkten anderweitigen, komplizierteren Möglichkeiten jetzt noch mehr
in den Hintergrund getreten sind. Durchaus bestätigt hat sich auch stets
die Grundannahme (Ann. d. Phys. 1912, 8. 474, 1903), daß der Ursprung
der Trägerbildung in Gasen im Entweichen eines Elektrons aus einem Molekül
bestehe, nicht in elektrolytischer Molekülspaltung, was früher die gewöhn-
liche Annahme war. Neu hinzugekommen ist zuletzt noch die Erkenntnis,
daß freie negative Elektronen vor ihrer Festlegung (Absorption) an Mole-
küle auch reflektiert werden können (vgl. die Zusammenstellungen der Nach-
weise und den neuen Nachweis in Flammen, Heidelb. Akad. 1914, A.17, 8. 20).