62 (A. 29)
P. Lenard:
Jedenfalls haben wir das Resultat, daß die Bildung der Kern-
komplexe denselben Molekularkräften zuzuschreiben ist, welche
auch die Lösungsmoleküle (Komplexe der Moleküle des gelösten
Körpers mit Lösungsmittelmolekülen) und die beschwerten Ionen
der Elektrolyten (Komplexe des ursprünglichen Ions mit den
angelagerten Flüssigkeitsmolekülen) bilden und Zusammenhalten,
wofür auch die nahe gleiche Größe aller dieser Komplexe spricht
(vgl. die Noten 20 u. 21 in Teil II), so daß wir eine einheitliche
Erklärung für alle diese Fälle gewonnen haben. (Vgl. im Gegen-
satz dazu die bisherige Theorie, Note 86.)
6.
Über die Dampfstrahlreaktion. — Ein vortreffliches
Mittel zum qualitativen Studium der Dampfkondensation an
Kernen bildet der von Herrn J. AiTKEN und R. v. HELMHOLTZ
eingeführte DampfstrahR^).
Man ist jedoch in der Deutung der bekannten Dampfstrahl-
reaktion insofern zum Teil in die Irre gegangen, als man glaubte,
sie als ein Zeichen der Anwesenheit von Elektrizitätsträgern
(,,Ionen") nehmen zu dürfen. Unsere vorhergegangenen Resul-
tate zeigen, daß der Dampfstrahl keineswegs als ein besonderes
,,Ionen"-Reagens betrachtet werden darf: Wir sahen, daß für die
dampfkondensierende Wirkung von Kernen — nämlich für die Über-
sättigung, welche zu völliger Kondensation auf ihnen gehört -— in
erster Linie nur die Größe der Kerne maßgebend ist; ob sie — ein-
mal gebildet und m-it ungesättigtem Dampf ins Gleichgewicht ge-
kommen — elektrisch geladen sind, oder ob nicht, machte so
wenig aus, daß von experimentellem Nachweis oder Studium eines
dampfkondensierenden Einflusses der Ladung noch nicht die Rede
sein konnte (s. die Abschn. 1, 2, 3u. 4a). Die Einflußlosigkeit
Ionenspaltung. Bei den Elektrizitätsträgern in Gasen ist der Fall deshalb
verschieden, weil dort von vornherein in den Molekülen vorhandene Ionen
gar nicht die Rolle der endgültigen Träger spielen, deren Ursprung im Falle
der Gase bekanntlich ein ganz anderer ist als der der elektrolytischen Ionen.
Das Gemeinsame in allen Fällen ist dagegen das Vorhandensein überschüssiger
Elektrizitäten an gewissen Atomgruppen und daher auch der Einfluß der
Dielektrizitätskonstante des Mediums. Bemerkenswert ist, daß in allen diesen
Fällen die erwartete Rolle der Dielektrizitätskonstante nur angenähert und
im Groben sich vorhanden zeigt, ebenso wie dies bei der Betrachtung der
Molekularkräfte überhaupt der Fall war (Teil II, S. 39).
J.AiTKEN, Proc. Roy. Soc. Edinb. 30, 8. 337, 1881; R. v. HELM-
HOLTz, Ann. d. Phys. u. Ch. 32, S. 1, 1887.
P. Lenard:
Jedenfalls haben wir das Resultat, daß die Bildung der Kern-
komplexe denselben Molekularkräften zuzuschreiben ist, welche
auch die Lösungsmoleküle (Komplexe der Moleküle des gelösten
Körpers mit Lösungsmittelmolekülen) und die beschwerten Ionen
der Elektrolyten (Komplexe des ursprünglichen Ions mit den
angelagerten Flüssigkeitsmolekülen) bilden und Zusammenhalten,
wofür auch die nahe gleiche Größe aller dieser Komplexe spricht
(vgl. die Noten 20 u. 21 in Teil II), so daß wir eine einheitliche
Erklärung für alle diese Fälle gewonnen haben. (Vgl. im Gegen-
satz dazu die bisherige Theorie, Note 86.)
6.
Über die Dampfstrahlreaktion. — Ein vortreffliches
Mittel zum qualitativen Studium der Dampfkondensation an
Kernen bildet der von Herrn J. AiTKEN und R. v. HELMHOLTZ
eingeführte DampfstrahR^).
Man ist jedoch in der Deutung der bekannten Dampfstrahl-
reaktion insofern zum Teil in die Irre gegangen, als man glaubte,
sie als ein Zeichen der Anwesenheit von Elektrizitätsträgern
(,,Ionen") nehmen zu dürfen. Unsere vorhergegangenen Resul-
tate zeigen, daß der Dampfstrahl keineswegs als ein besonderes
,,Ionen"-Reagens betrachtet werden darf: Wir sahen, daß für die
dampfkondensierende Wirkung von Kernen — nämlich für die Über-
sättigung, welche zu völliger Kondensation auf ihnen gehört -— in
erster Linie nur die Größe der Kerne maßgebend ist; ob sie — ein-
mal gebildet und m-it ungesättigtem Dampf ins Gleichgewicht ge-
kommen — elektrisch geladen sind, oder ob nicht, machte so
wenig aus, daß von experimentellem Nachweis oder Studium eines
dampfkondensierenden Einflusses der Ladung noch nicht die Rede
sein konnte (s. die Abschn. 1, 2, 3u. 4a). Die Einflußlosigkeit
Ionenspaltung. Bei den Elektrizitätsträgern in Gasen ist der Fall deshalb
verschieden, weil dort von vornherein in den Molekülen vorhandene Ionen
gar nicht die Rolle der endgültigen Träger spielen, deren Ursprung im Falle
der Gase bekanntlich ein ganz anderer ist als der der elektrolytischen Ionen.
Das Gemeinsame in allen Fällen ist dagegen das Vorhandensein überschüssiger
Elektrizitäten an gewissen Atomgruppen und daher auch der Einfluß der
Dielektrizitätskonstante des Mediums. Bemerkenswert ist, daß in allen diesen
Fällen die erwartete Rolle der Dielektrizitätskonstante nur angenähert und
im Groben sich vorhanden zeigt, ebenso wie dies bei der Betrachtung der
Molekularkräfte überhaupt der Fall war (Teil II, S. 39).
J.AiTKEN, Proc. Roy. Soc. Edinb. 30, 8. 337, 1881; R. v. HELM-
HOLTz, Ann. d. Phys. u. Ch. 32, S. 1, 1887.