64 (A. 29)
P. Lenard:
wodurch zu einem Teil die irrige Anschauung entstand, daß die
Reaktion nicht den Partikeln an sich, sondern elektrischen La-
dungen (,,Ionisierung") oder dem Entstehungsprozeß der Partikel
(dem Ablauf chemischer Umsetzungen) zuzuschreiben seH3). Zu
einem andern Teil war diese irrige Anschauung durch den aller-
dings sehr erschwerenden Umstand verschuldet, daß viele Pro-
zesse, bei welchen Elektrizitätsträger entstehen, und auch manche
chemische Gasreaktionen, zugleich auch feste oder flüssige Partikel
im Gase erzeugen, ohne daß man dies letztere seinerzeit wußte oder
leicht feststellen konnte. Dies gilt z. B. von der elektrischen
Spitzenausströmung und von der sog. dunklen Entladung, welche
beide stets Ozon erzeugen, welches dann seinerseits mit den in der
Luft stets vorhandenen Dämpfen (z. B. NHg) zu festen Stoffen
— Staub — reagiert (z. B. Ammonnitrat)^). Es gilt auch von
Flammen, daß sie neben Elektrizitätsträgern feste Partikel liefern,
und die chemischen Reaktionen in Gasen, welche man auf Dampf-
strahlwirkung geprüft hat, liefern schon deßhalb neben den gas-
förmigen Hauptprodukten, welche der chemischen Hauptglei-
chung der Umsetzung entsprechen, leicht feste oder flüssige Neben-
produkte in geringer Menge und feiner Verteilung, weil auch als
ungewollte Verunreinigungen vorhandene Nebenbestandteile be-
H3) Siehe z. B. R. v. IlELMHOLTz und F. RicuARZ, Ann. d. Phys. u. Ch.
40, S. 167, 1890: HCI+NHg, im Dampfstrahl sich vereinigend, sind intensiv
wirksam, und dies wird als Wirksamkeit des chemischen Prozesses gedeutet,
weil fertiger Salmiaknebel sich als unwirksam zeigt, wobei übersehen wird,
daß der fertige Salmiaknebel aus viel zu groben Partikeln besteht. Ebenso
S. 192 dasselbe bei Phosphornebel. (Es wächst beim weiteren Fortschreiten
solcher chemischer Prozesse nicht so sehr die Zahl, als vielmehr nur die Größe
der entstehenden Partikel, indem die Umsetzung hauptsächlich an den be-
reits vorhandenen festen Oberflächen der Partikel fortschreitet; vgl. A. BECKER,
Ann. d. Phys. 36, S. 271 u. ff., 1911). Selbst in neueren zusammenfassenden
Darstellungen wird der Dampfstrahl als ,.Reagens auf chemische Prozesse"
noch aufgeführt (z. B. PRZiBRAM, Jahrb. d. Radioaktivität 1911, S. 303).
ii*) Ausführlich wurde die Dampfstrahlreaktion als bloße Folge der
festen oder flüssigen Reaktionsprodukte des Ozons nachgewiesen im Falle der
Ozonerzeugung durch Licht (1. c. Note 109 hierselbst), wobei auch bereitsauf die
analogen Fälle, wie Spitzenwirkung, Kathodenstrahlen in Gasen von gewöhn-
lichem Druck u. a. hingewiesen wurde. Daß es nicht die Elektrizitätsträger
(,,Ionen") sind, welche die Dampfstrahlreaktion der elektrischen Spitzen-
ausströmung bewirken, zeigt sich übrigens unmittelbar dadurch, daß man
leicht gelegentlich eine stark elektrisierte Spitze dem Dampfstrahl nähern kann,
ohne irgendwelche deutliche Reaktion zu sehen; es wird dies dann der Fall
sein, wenn keine genügenden Dampfspuren (z. B. NHg) in der Luft sind.
P. Lenard:
wodurch zu einem Teil die irrige Anschauung entstand, daß die
Reaktion nicht den Partikeln an sich, sondern elektrischen La-
dungen (,,Ionisierung") oder dem Entstehungsprozeß der Partikel
(dem Ablauf chemischer Umsetzungen) zuzuschreiben seH3). Zu
einem andern Teil war diese irrige Anschauung durch den aller-
dings sehr erschwerenden Umstand verschuldet, daß viele Pro-
zesse, bei welchen Elektrizitätsträger entstehen, und auch manche
chemische Gasreaktionen, zugleich auch feste oder flüssige Partikel
im Gase erzeugen, ohne daß man dies letztere seinerzeit wußte oder
leicht feststellen konnte. Dies gilt z. B. von der elektrischen
Spitzenausströmung und von der sog. dunklen Entladung, welche
beide stets Ozon erzeugen, welches dann seinerseits mit den in der
Luft stets vorhandenen Dämpfen (z. B. NHg) zu festen Stoffen
— Staub — reagiert (z. B. Ammonnitrat)^). Es gilt auch von
Flammen, daß sie neben Elektrizitätsträgern feste Partikel liefern,
und die chemischen Reaktionen in Gasen, welche man auf Dampf-
strahlwirkung geprüft hat, liefern schon deßhalb neben den gas-
förmigen Hauptprodukten, welche der chemischen Hauptglei-
chung der Umsetzung entsprechen, leicht feste oder flüssige Neben-
produkte in geringer Menge und feiner Verteilung, weil auch als
ungewollte Verunreinigungen vorhandene Nebenbestandteile be-
H3) Siehe z. B. R. v. IlELMHOLTz und F. RicuARZ, Ann. d. Phys. u. Ch.
40, S. 167, 1890: HCI+NHg, im Dampfstrahl sich vereinigend, sind intensiv
wirksam, und dies wird als Wirksamkeit des chemischen Prozesses gedeutet,
weil fertiger Salmiaknebel sich als unwirksam zeigt, wobei übersehen wird,
daß der fertige Salmiaknebel aus viel zu groben Partikeln besteht. Ebenso
S. 192 dasselbe bei Phosphornebel. (Es wächst beim weiteren Fortschreiten
solcher chemischer Prozesse nicht so sehr die Zahl, als vielmehr nur die Größe
der entstehenden Partikel, indem die Umsetzung hauptsächlich an den be-
reits vorhandenen festen Oberflächen der Partikel fortschreitet; vgl. A. BECKER,
Ann. d. Phys. 36, S. 271 u. ff., 1911). Selbst in neueren zusammenfassenden
Darstellungen wird der Dampfstrahl als ,.Reagens auf chemische Prozesse"
noch aufgeführt (z. B. PRZiBRAM, Jahrb. d. Radioaktivität 1911, S. 303).
ii*) Ausführlich wurde die Dampfstrahlreaktion als bloße Folge der
festen oder flüssigen Reaktionsprodukte des Ozons nachgewiesen im Falle der
Ozonerzeugung durch Licht (1. c. Note 109 hierselbst), wobei auch bereitsauf die
analogen Fälle, wie Spitzenwirkung, Kathodenstrahlen in Gasen von gewöhn-
lichem Druck u. a. hingewiesen wurde. Daß es nicht die Elektrizitätsträger
(,,Ionen") sind, welche die Dampfstrahlreaktion der elektrischen Spitzen-
ausströmung bewirken, zeigt sich übrigens unmittelbar dadurch, daß man
leicht gelegentlich eine stark elektrisierte Spitze dem Dampfstrahl nähern kann,
ohne irgendwelche deutliche Reaktion zu sehen; es wird dies dann der Fall
sein, wenn keine genügenden Dampfspuren (z. B. NHg) in der Luft sind.