Metadaten

Goldschmidt, Victor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1921, 12. Abhandlung): Über Complikation und Displikation — Heidelberg: Winter, 1921

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56266#0006
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

Victor Goldschmidt:

(Fig. 1). Wir sagen: es spannen sich Primärzonen AB, AK, BK
zwischen den Primärflächen (Primärknoten) A, B, K. Weitere Diffe-
renzierung bringt Zonen zwischen je einer Primärfläche und einer
Primärdominante, z. B. C K (Sekundärzonen); dann zwischen 2 Pri-
märdominanten (Tertiärzonen). Die beiden Flächen, zwischen denen
eine Zone sich spannt, nennen wir die Endknoten der Zone. Auch
die Zonen haben ihre Rangordnung. Mit dieser Entwicklung ist
ein großer Formenreichtum geschaffen, besonders, wenn die Zahl
der Primärflächen groß ist und die Differenzierung in den Zonen
weit geht, bis N2 oder N3. In jeder Zone folgt die Anordnung der
Flächen einem bestimmten Zahlengesetz, das für alle Zonen aller
Krystallarten das gleiche ist. Wir nennen es das Gesetz der Gom-
plikation. Es regelt den Ort resp. die Neigung der Einzelflächen,
ihre Größe und Rangordnung und gestattet, nicht beobachtete Flächen
als wahrscheinlich vorherzusagen, beobachtete auf ihre Wahrschein-
lichkeit zu prüfen.1
Ersetzen der Flächen durch ihre Normalen. Auffassung
der Normalen als Richtungen der Partikelkräfte. Zwischen den
Flächen und den krystallbauenden parallelgestellten Teilchen (Par-
tikel) besteht eine Beziehung. Die hypothetisch eingeführte Beziehung
sei die, daß jede am Krystall mögliche Fläche senkrecht steht zu
einer der Partikelkräfte. Der Partikel schreiben wir Primärkräfte
zu von bestimmter Richtung und Intensität, und nehmen an, die
Primärkräfte der Partikel (und zwar aller, da die Partikel parallel
orientiert im Krystall sitzen) stehen senkrecht auf den Primärflächen.
Wir ersetzen die Flächen durch ihre Normalen (Senkrechten zu den
Flächen) aus einem Punkt innerhalb des Krystalls und haben so
die Richtungen der flächenbauenden Partikelkräfte. An Stelle der
Primärflächen treten Primärkräfte, an Stelle der abgeleiteten Flächen,
abgeleitete Kräfte. Die Krystallmessung gibt, indem sie die Lage
der Flächen ermittelt, die Richtung der Partikelkräfte. Wir können
aber auch deren relative Intensität prüfen.
Deduktion der Flächen einer Zone aus den Primärkräften.
Seien A, B (Fig. 2) die Primärkräfte, die senkrecht zu sich die
Flächen A, B (Fig. 1) bilden, so ist genetisch das empirisch ge-
fundene Gesetz der Entwicklung folgendes: Die Kräfte A, B zer-
fallen in 2 Hälften, von denen die einen a, b sich zur Resultante c
1 Vgl. Zeitschr. f. Krysl. 1897. 28. S. 33—35 S. 426. 446. 1900. 33.
441 — 446.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften