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Goldschmidt, Victor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1921, 12. Abhandlung): Über Complikation und Displikation — Heidelberg: Winter, 1921

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56266#0021
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Über Complikation und Displikation. 21
finden wir stets Halbierung, wenn nötig wiederholt. Zur anschau-
lichen Zusammenfassung mehrerer Einheiten dagegen, zu einer
höheren Einheit dienen die anderen Systeme. Wir hatten beim
Getreide:
lMalter = 4 Simmer ä 4 Kumpf ä 4 Gescheit ä 4 Mäßchen.
Der Malter war das Hauptmaß, die anderen seine Teile. Man teilte:
1 Kreuzer in 4 Pfennig.
Aufwärts (zusammenfassend) bildete man Dreier (Groschen), Sechser,
Gulden nach dem Zwölfer- und Sechziger-System.
Beim Gewicht teilten wir:
1 Pfund in 32 Lot ä 4 Quentchen.
Das Pfund war das Hauptgewicht. Aufwärts bildete man nach
dem Dezimal-System den Zentner.
Ist uns beim Einkauf ein Pfund Kaffee oder Zucker zu viel,
so nehmen wir ein Halbes oder ein Viertel oder gar ein halbes
Viertel, nicht ein Drittel. Dagegen kaufen wir 6 Paar Strümpfe
oder ein Dutzend Taschentücher, wo das Paar oder das Stück die
Einheit bildet.
Zeit-Einteilung. Das Jahr teilt sich in Semester und
Quartale und baut sich aus 12 Monaten auf. Der Monat zer-
fällt in 4 Wochen und baut sich aus 30 Tagen auf. Wegen
Rücksicht auf Sonne und Mond klappt die Sache nicht und wird
künstlich ausgeglichen. Aus der Teilung des Monats in Viertel
kommt die ungewöhnliche, der Complikation nicht entsprechende
Zahl der 7 Wochentage. Der Tag spaltet sich in 2 Hälften, Tag
und Nacht, der helle Tag in Vor- und Nachmittag. Darin
zählt man 12 Stunden. Die weitere Einteilung in 60 Minuten
ä 60 Sekunden ist eine scheinbare Ausnahme.
Kreisteilung, Zifferblatt, Maßstäbe. Zur Erklärung dieser
scheinbaren Ausnahme möge folgendes dienen. Die Teilung der
Stunde in 60 Minuten ä 60 Sekunden ist von den Astronomen
(künstlich) auf die Zeit übertragen vom Zeitmesser, der Uhr und
den Teilkreisen, die den Gang der Gestirne verfolgen. Die Ein-
teilung in 2 X 12 Stunden ä 60 Minuten ä 60 Sekunden verstehen,
heißt die Entstehung der Kreisteilung verstehen.
Der Kreis spaltet sich in Halbkreise, Quadranten, Oktanten
durch Halbierung, aber auch in Sextanten. Letztere Teilung (sie
ist in der Tat eine Teilung, nicht ein Aufbauen) verdankt ihre
Wichtigkeit der Eigentümlichkeit des Radius, der Zirkelöffnung oder
 
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