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Goldschmidt, Victor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1921, 12. Abhandlung): Über Complikation und Displikation — Heidelberg: Winter, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.56266#0081
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Über Complikation und Displikation.

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Nonifurkation (Neungabelung) (Fig. 64) ist die natürliche Wei-
terentwicklung. Sie entspricht der Normalreihe N3. Damit dürfte,

wie überall in der Natur, prak-
tisch die Grenze erreicht sein.
Schöne Beispiele der wie-
derholten Gabelung bis zu der
Grenze N3 bieten in der unbe-


lebten Natur beispielsweise die
Formen der Schneekrystalle.1


Fig. 64.

Displikation.
Displikation nennen wir die Gegenoperation der Compli-
kation.
Geometrisch-mechanische Darstellung der Displikation. Wir
nannten Complikation ein Ersetzen von zwei primären Vektoren
durch eine harmonische Gruppe schwächerer Vektoren in der Ebene
der primären. Die umgekehrte Operation (Displikation) ist die Er-
setzung einer Gruppe von Vektoren durch zwei Hauptvektoren.
Displikation geschieht durch Zerfall jedes Vektors in zwei Kompo-
nenten in Richtung der Hauptvektoren nach dem Parallelogramm
der Kräfte. Dabei summieren sich die nun gleichgerichteten Kom-
ponenten.
Beispiel. Fig. 65 zeigt die Ersetzung der Vektoren C D E durch
ihre Komponenten in den Vorzugsrichtungen
A und B. Die zur Displikation gelangende
Vektorengruppe kann eine harmonische oder
eine nichtharmonische sein. In der Natur
spielt sich der Vorgang oft in der Weise ab,
daß eine Anzahl nicht harmonischer Vektoren
sich (durch Displikation) zu wenigen Vorzugs-
Vektoren sammelt und daß sich dann zwischen
den Vorzugs-Vektoren (durch Complikation)
harmonische Gruppen entwickeln.
Beispiel 1. Bei den Krystallen nehmen wir an, die krystall-
bauende Partikel sei von einer Kraftsphäre umgeben, in der nach
vielen Richtungen, vielleicht nach unendlich vielen, Attraktionskräfte
wirken. Die Attraktionskräfte sammeln sich unter bestimmten Ein-
1 Vgl. Goldschmidt, Atlas der Krystallformen 1916, Bd. 3, Taf. 64—81.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, Mathemat.-naturw. Kl. Abt. A. 1921, 12. Abh. 6

Fig. 65.
 
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