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Erb, Wilhelm Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 4. Abhandlung): Die beginnende Klärung unserer Anschauungen über den Begriff der Metasyphilis des Nervensystems — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37627#0006
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6 (B. 4)

W. Erb:

kannte Dinge, die jetzt einer weiteren Erörterung kaum mehr be-
dürfen; man sprach von „postsyphilitischen“, von „para-
oder metasyphilitischen“ Erkrankungen, die direkt nichts
mehr mit dem Krankheitserreger zu tun hätten; oder man stellte
ein viertes, „quartäres“, durch besondere anatomische Ver-
änderungen charakterisiertes Stadium der Syphilis auf.
Auch mehrten sich die Stimmen, welche, schon vor dem
definitiven Nachweis der Spirochäten, sich dahin aussprechen,
daß die sog. Metasyphilis abzulehnen und die ihr zugeschriebenen
Erkrankungen als wirklich syphilitische anzusprechen seien;
so z. B. S. Schoenborn und W. Cuntz in ihrer unmittelbar vor
der Publikation von Noguchi und Moore erschienenen Abhand-
lung „Zur Frage der Parasyphilis“ (in der Deutsch, med. Wochen-
schrift 1913, Nr. 12).
Da erhellte wie ein Blitzstrahl die Entdeckung von Noguchi
und Moore mit einem Schlage die Situation.
Es gelang ihnen der Nachweis mehr oder weniger zahlreicher,
im Gewebe zerstreuter, an einzelnen Stellen gehäufter Spiro-
chäten in der typisch erkrankten Gehirnrinde von Para-
lytikern1). Sie konnten zunächst über 70 Paralytikergehirne
0 Ich will die mir bis jetzt bekannt gewordenen, in Deutschland erschie-
nenen Mitteilungen in historischer Folge kurz aufzählen. Ihr Inhalt gibt
einigen Zweifeln über den speziellen Anteil der beiden Forscher an der
Entdeckung Raum, auf die ich jedoch nicht genauer eingehen kann. Jeden-
falls scheint es Noguchi gewesen zu sein, der die Spirochäten zuerst ge-
sehen und auch den Löwenanteil an den weiteren Untersuchungen an zahl-
reichen ihm zur Verfügung gestellten Gehirnen gehabt hat.
Die Miinchn. med. Wochenschrift 1913 Nr. 8, S. 446, v. 25. Februar,
brachte die ersten Mitteilungen: ein Referat über die Arbeit von Noguchi
und Moore über ihre Befunde von Treponema pallidum im Gehirn von Fällen
von Paralysis progr. im Journ. of Experim. Medic. Nr. 2 — Februar 1913
—. Sie fanden unter 70 Fällen 12mal die Spiroch. pallida . Die 7 Fälle mit
rein zerebralem Typus waren meist rasch verlaufende Formen.
In der gleichen Nr. 8 der Münchn. m. W. S. 443 findet sich der Bericht
über die Sitzung des ärztl. Vereins in Frankfurt a. M„ in welcher P. Ehr lich
Originalpräparate von Noguchi demonstrierte und mit interessanten Er-
läuterungen begleitete, an welche sich eine längere Diskussion anschloß.
Das war am 10. Februar 1913.
Am gleichen Tage — 10. Februar — wurden in Bonn in der Niederrhein.
Ges. f. Natur- u. Heilkunde ebensolche NoGucHi-Präparate von Erich
Hoffmann demonstriert, mit anschließender interessanter Diskussion. Der
Bericht darüber erschien in der Deutsch, med. Woch. 1913, Nr. 11, S. 532.
Dann folgt eine größere Originalarbeit von Noguchi in der Münchn.
m. Woch. Nr. 14 vom 8. April 1913: Nachweis der Spiroch. pallida im ZNS.
 
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