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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 5. Abhandlung): Über das Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen: eine theoretische Betrachtung — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37628#0021
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Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen. (B. 5.) 21

oder wenn die Konzentration von 0,6% auf 0,2% herabgesetzt
wird, so hört die Zoosporenbildung auf, und ein lebhaftes vege-
tatives Wachstum der Fäden setzt ein, die niemals ohne Änderun-
gen der Bedingungen „selbsttätig“ wieder zur Zoosporenbildung
greifen können. In den genannten Fällen ist nicht die Konstanz
der Temperatur oder der Konzentration an und für
sich, sondern die Konstanz eines bestimmten Inten-
sität sgra des von ihnen für die Erregung des Pro-
zesses entscheidend. Das läßt sich noch klarer einsehen, wenn
wir die Wirkung des Lichtes verfolgen. Wenn die Intensität
des Lichtes bis zu einer gewissen Größe herabgesetzt wird, so tritt
Zoosporenbildung ein; sie wird um so lebhafter, je schwächer das
Licht ist, am stärksten bei der Intensität gleich Null, d. h. in der
Dunkelheit. Diese Dunkelheit wirkt in ihrer Konstanz bei sonst
konstanten anderen äußeren Bedingungen als beständiger Reiz.
Die Zoosporenbildung geht tagelang fort. Auch hier schiebt sich
zwischen den Perioden der Zoosporenbildung eine kurze Zeit des
Wachstums, weil unmittelbar nach Befreiung der Zoospore der
Faden erschöpft ist und erst durch Diffusion von den älteren
Teilen die nötige Konzentration erreichen kann.
Leider bin ich nicht imstande, ähnlich wie bei den Pilzen eine
bestimmtere Angabe über die innere Bedingung zu machen, die
zur Zoosporenbildung führt. Es kann sich um ein bestimmtes
Konzentrationsverhältnis organischer Stoffe und anorganischer
Salze handeln, aber es war bisher nicht möglich, diese Meinung zu
begründen. Abgesehen von dieser ungelösten Frage lehren aber
die Beobachtungen, daß die Konstanz der Außenbedingungen,
unter der ein Entwicklungsvorgang abläuft, kein Beweis für die
„Autonomie“ ist; es genügt, daß ein Außenfaktor zwar konstant,
aber in einem bestimmten Intensitätsgrad vorhanden ist, um bei
einer gegebenen spezifischen Struktur eine Entwicklung notwendig
herbeizuführen.
Die Konstanz der Außenbedingungen ist noch aus einem wei-
teren Grunde kein Beweis für die Unabhängigkeit eines Entwick-
lungsprozesses von der Außenwelt. In bezug auf die später zu
besprechende Ruheperiode, die nach Pfeffer ein autonomer Vor-
gang sein kann, äußert er sich in folgender Weise (1907, S. 450):
„Denn man könnte doch auch ein Uhrwerk so konstruieren, daß
durch bestimmte Außenbedingungen1 (z. B. durch die Ver-

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