Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen. (B. 5.) 29
einige Tropenpflanzen in beständigem Wachstum zu erhalten,
die in ihrer Tropenheimat monatelang ruhen. Nur muß man
junge Pflanzen zu dem Versuch nehmen, um unter den begrenzten
Verhältnissen der Gewächshäuser den Nährsalzgehalt des Bodens
in einem Überschuß zu halten. Mein Erklärungsversuch ist von
Jost (1912, S. 643) etwas abfällig beurteilt worden; er meint,
ich hätte mit den Nährsalzen operiert wie mit einem deus ex
machina. Jeder unbefangene Leser wird aber erkannt haben,
daß es mir darauf ankam, die Grundlosigkeit der früheren Anschau-
ungen darzulegen und eine bestimmte Frage in den Vordergrund
zu stellen. Ich habe selbst ausdrücklich das Bedürfnis nach wei-
teren Nachweisen betont, um so mehr weil der Boden noch ganz
andere unbekannte Faktoren bergen kann, deren Schwankungen
in gleichem Sinne wie die des Nährsalzgehaltes wirken können.
Abgesehen von dieser Bemerkung, die das Wesen der Sache
nicht trifft, hat Jost noch einen Einwand gemacht, der sich nicht
auf Tatsachen stützt, sondern auf einer Auffassung beruht, die
in einem prinzipiellen Gegensatz zu meinen Ansichten steht.
Man muß dabei im Auge behalten, daß nach meiner These die
Ruhe dann eintritt, wenn für eine gegebene spezifische Struktur
der Nährsalzgehalt des Bodens unter ein gewisses Minimum sinkt.
Jost (S. 649) sagt nun: ,,Stellen wir uns einmal auf den Boden
des Klebssehen Erklärungsversuches und nehmen an, es sei be-
wiesen, daß eine Knospe wirklich durch das Mißverhältnis an-
organischer und organischer Nahrung zur Ruhe gezwungen wird;
dann fehlt der Nachweis, daß das Defizit wirklich durch die Außen-
welt bedingt ist. Es kann doch auch dadurch bedingt sein, daß
eine Pflanze durch ihre spezifische Natur veranlaßt wird, die vor-
handene Nährsalzmenge rasch zu konsumieren. Es würde also
die betreffende Knospe sehr gut dauernd wachsen können, wenn
sie Blätter nur in dem Maße entfaltete, wie die Nährsalze nach-
strömen. Also nicht die Menge der im Boden gegebenen Stoff-
menge, sondern die Größe des Verbrauches ist die Ursache der
Ruhe.“
Nach dieser Darlegung schreibt Jost der betreffenden Pflanze
das Vermögen zu, nach ihrem Belieben zu ruhen oder zu wachsen.
Denn hei gleicher Nährsalzmenge des Bodens und auch sonst
konstanten Bedingungen kann die Pflanze sich selbst zur Ruhe
bringen, indem sie die Nährsalze rasch verbraucht. Aber sie kann
auch kontinuierlich wachsen, indem sie imstande ist, den Verbrauch
einige Tropenpflanzen in beständigem Wachstum zu erhalten,
die in ihrer Tropenheimat monatelang ruhen. Nur muß man
junge Pflanzen zu dem Versuch nehmen, um unter den begrenzten
Verhältnissen der Gewächshäuser den Nährsalzgehalt des Bodens
in einem Überschuß zu halten. Mein Erklärungsversuch ist von
Jost (1912, S. 643) etwas abfällig beurteilt worden; er meint,
ich hätte mit den Nährsalzen operiert wie mit einem deus ex
machina. Jeder unbefangene Leser wird aber erkannt haben,
daß es mir darauf ankam, die Grundlosigkeit der früheren Anschau-
ungen darzulegen und eine bestimmte Frage in den Vordergrund
zu stellen. Ich habe selbst ausdrücklich das Bedürfnis nach wei-
teren Nachweisen betont, um so mehr weil der Boden noch ganz
andere unbekannte Faktoren bergen kann, deren Schwankungen
in gleichem Sinne wie die des Nährsalzgehaltes wirken können.
Abgesehen von dieser Bemerkung, die das Wesen der Sache
nicht trifft, hat Jost noch einen Einwand gemacht, der sich nicht
auf Tatsachen stützt, sondern auf einer Auffassung beruht, die
in einem prinzipiellen Gegensatz zu meinen Ansichten steht.
Man muß dabei im Auge behalten, daß nach meiner These die
Ruhe dann eintritt, wenn für eine gegebene spezifische Struktur
der Nährsalzgehalt des Bodens unter ein gewisses Minimum sinkt.
Jost (S. 649) sagt nun: ,,Stellen wir uns einmal auf den Boden
des Klebssehen Erklärungsversuches und nehmen an, es sei be-
wiesen, daß eine Knospe wirklich durch das Mißverhältnis an-
organischer und organischer Nahrung zur Ruhe gezwungen wird;
dann fehlt der Nachweis, daß das Defizit wirklich durch die Außen-
welt bedingt ist. Es kann doch auch dadurch bedingt sein, daß
eine Pflanze durch ihre spezifische Natur veranlaßt wird, die vor-
handene Nährsalzmenge rasch zu konsumieren. Es würde also
die betreffende Knospe sehr gut dauernd wachsen können, wenn
sie Blätter nur in dem Maße entfaltete, wie die Nährsalze nach-
strömen. Also nicht die Menge der im Boden gegebenen Stoff-
menge, sondern die Größe des Verbrauches ist die Ursache der
Ruhe.“
Nach dieser Darlegung schreibt Jost der betreffenden Pflanze
das Vermögen zu, nach ihrem Belieben zu ruhen oder zu wachsen.
Denn hei gleicher Nährsalzmenge des Bodens und auch sonst
konstanten Bedingungen kann die Pflanze sich selbst zur Ruhe
bringen, indem sie die Nährsalze rasch verbraucht. Aber sie kann
auch kontinuierlich wachsen, indem sie imstande ist, den Verbrauch