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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 6. Abhandlung): Zur Physiologie der Nierensekretion, 2 — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37629#0016
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16 (B. 6)

Otto Cohnheim:

Die Bindung des Zuckers an die Niere erfolgt also nur bei
Körpertemperatur, in der Kälte gar nicht oder in viel geringerem
Umfange. Das Resultat ist deshalb wichtig, weil dadurch alle
etwaigen Einwendungen zunichte werden. Denn wenn sonst
alles bis auf die Temperatur gleich ist, so müssen auch etwaige
Versuchsfehler sich in gleicher Weise auf beide Versuche er-
strecken. Die Differenz muß also einen physiologischen Grund
haben. Es ist ja übrigens bekannt, wie stark gerade die lockeren
Bindungen durch die Temperatur beeinflußt werden.
Sehr nahe liegt es, mit der geschilderten Methodik pharma-
kologische Versuche zu machen. Da es mir zunächst nur auf
das Prinzip der Bindung ankam, so habe ich das auf später ver-
schoben. Nur mit dem Phloridzin habe ich zwei Versuche ge-
macht, da von ihm immer gesagt wird, daß es die Nierenschwelle
für Zucker herabsetzte. Allerdings liegt für das Phloridzin die
Untersuchung von Pavy, Brodie und Siau11) vor, nach der es
sich nicht um eine Herabsetzung der Schwelle handelt, sondern
das Phloridzin eine ganz andere Wirkung hat.
Versuch 43. Große Katze. 1050 Uhr Phloridzin subkutan.
1228 Uhr getötet. Blasenharn enthält Zucker. Spülwasser 0,625%
CINa. 0,3% Traubenzucker. Nieren 17 g. 2 Teile. Je 8 g. Je
50 ccm.

a) 0,625 °/o CINa, 0,62 °/o Traubenzucker, nachher 0,59 °/o Trauben-
zucker

b) 0,625 ,, ,, 0,3 ,, ,, ,, 0,31 ,, ,,
Versuch 44. Katze. 11 Uhr Phloridzin per Sonde. 4U Uhr
getötet. Blasenharn enthält Zucker. Spülwasser 0,625% CINa.
0,3% Traubenzucker.
a) 0,625 °/o CINa, 0,3 °/o Traubenzucker, nachher 0,31 0 o Trauben-
zucker

b) 0,625 „ „ 0,2 „ „ ,, 0,22 „
Phloridzin beeinflußt also die Schwelle nicht.

Schlußfolgerungen.
Aus diesen Versuchen geht hervor, daß Kochsalz und
Traubenzucker von Nierenstücken gebunden werden. Daß
Mineralbestandteile an die Organe gebunden werden, ist be-
11) F. VV. Pavy, T. G. Brodie und P. L. Siau, Journ. f. Phi/siol. 29, 467
(1903).
 
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