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Buddenbrock, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 1. Abhandlung): Einige Bemerkungen über den Lichtsinn der Pulmonaten — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34596#0022
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14 (B.1)

W. V. BuDDENBROCK:

YuNG endlich läßt sich über diesen Punkt in folgender Weise
aus: «Les obstacles places Sur la route de hEscargot ne sont aperpus
quh la condition que hanimal les ait touches. Toutes les fois
quhls paraissent avoir ete sentis ä petite distance, la raison en
est que ces obstacles repandent de hodeur, ou que leur temperature
differe de celle du milieu ambiant, ou encore quhls produisent une
agitation de hair ou du sol. L'Escargot ne les voit pas.»
Was die Kritik dieser Beobachtungen über die Ausweich-
bewegungen sowie meine eigenen diesbezüglichen Versuche be-
trifft, so möchte ich vorausschic-ken, daß hinsichtlich der Tat-
sachen zwischen WiLLEM, YuNG und mir Übereinstimmung
herrscht, verschieden ist nur ihre Deutung. Es ist unleugbar,
daß die untersuchten Gehäuseschnecken an die meisten Gegen-
stände, die man ihnen vorhält, wenigstens, wenn es sich um
größere Körper handelt, ohne weiteres anstoßen. Es ist ebenso
sicher, daß sie manchmal ohne Berührung vorbeizukommen
wissen, indem sie ihre Fühlerspitzen in Abstand von 1—-2 mm
daran entlang gleiten lassen. Was folgt nun daraus?
Zunächst möchte ich betonen, daß es unzulässig ist, die Be-
rührung, bzw. Vermeidung des Gegenstandes als Kriterium dafür
zu betrachten, ob die Schnecke ihn sah oder nicht. Die Schnecken
haben bestenfalls, wie andere niedere Tiere auch, ein nur sehr
unexaktes Sehvermögen, das ihnen kaum erlaubt, aus dem Ge-
sehenen die Qualität des betreffenden Körpers abzuleiten. Was
hegt näher, als daß das Tier den Tastsinn zu Hilfe nimmt und mit
seiner Unterstützung sich dessen versichert, was ihm das Auge
nicht lehrt, ob das Ding naß oder trocken, hart oder weich ist usw.!
Daß dies keine wertlose theoretische Überlegung ist, lehrt der
folgende Versuch. Ich setze der Schnecke irgend einen Gegenstand
vor, der mit einer stark riechenden Substanz (Fischleim) frisch
bestrichen ist. Sie riecht, dicht herangekommen, den Leim ohne
Zweifel, dies beweist die sichtbare Unruhe der Fühlerspitzen, die
sogar manchmal heftig eingezogen oder nach rückwärts gebogen
werden. Oft wendet sich das Tier hierauf ganz ab; es wird aber
auch gar nicht selten beobachtet, daß es noch näher herankriecht
und den Gegenstand betastet. So gut wie die Schnecke hier den
vorgehaltenen Körper riecht und befühlt, kann sie ihn in anderen
Fällen sehen und befühlen. Es läßt sich also aus dem häufigen
Anstoßen nichts gegen das Sehen der Schnecken schließen.
Es spricht aber auch streng genommen nichts dafür. Die ge-
 
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