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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 4. Abhandlung): Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien: Erster Teil — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34599#0003
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Die Untersuchungen des Entwickelungsganges niederer Pflanzen
wie Algen und Pilze, ebenso die sich daran anschließenden Forschun-
gen bei Phanerogamen führten zu der Auffassung, daß der Ent-
wickelungsgang das Resultat des Zusammenwirkens der gegebenen
spezifischen Struktur einer Pflanzenart mit bestimmten Außen-
bedingungen ist. Die in der freien Natur herrschenden Außen-
bedingungen bringen von den in der Struktur gegebenen Potenzen
diejenigen zur Entfaltung, die den typischen Entwickelungsgang
ausmachen. Diese Auffassung gründet sich auf den sicheren Nach-
weis, daß der Entwickelungsgang den mannigfachsten Änderungen
unterworfen werden kann, sobald die dafür geeigneten Bedingungen
zur Wirkung kommen (KLEBS 1904 S. 298; 1913).
Die von mir vertretene Anschauung ist von der Wissenschaft
noch nicht anerkannt worden, wie ein Blick in die Lehr- und
Handbücher ergibt. Vielmehr herrscht noch die entgegenstehende
Annahme, daß der typische Entwickelungsgang in den embryonalen
Zellen erblich festgelegt sei und die äußeren Bedingungen wesentlich
nur dazu dienen, ihn zu fördern oder auch zu hemmen. Abgesehen
von der Macht traditionell fest verankerter Anschauungen, die von
vornherein die neuere Auffassung ablehnen, steht dieser die Tat-
sache entgegen, daß es bisher nur bei einer relativ kleinen Anzahl
von Fällen möglich war, den genauen Nachweis zu führen. Es ist
natürlich notwendig, an neuen Beispielen die Richtigkeit der Auf-
fassung zu prüfen. Als ein solches Beispiel wählte ich den Ent-
wickelungsgang der Geschlechtsgeneration von Farnkräutern
Aus den an den Blättern ungeschlechtlich entstehenden
Sporen, einzelnen Zellen, entwickelt sich das herzförmige, grüne,
blattartige Prothallium, das durch Wurzelfäden, einzelligen Rhi-
zoiden, mit dem Boden in Verbindung steht (Fig. 1A—D). An
dem Prothallium entstehen die männlichen (Antheridien) sowie
die weiblichen (Archegonien) Geschlechtsorgane (Fig. 2A, B). Aus
der befruchteten Eizelle entwickelt sich die junge Farnpflanze
(Fig. 2C), die anfangs von dem Prothallium ernährt wird, dann
nach seinem Absterben selbständig weiter wächst.
 
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