Über die Energetik der Muskeln.
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wahrscheinlich hoch, vielleicht sogar nahezu optimal ist. Es ist
möglich, daß unter physiologischen Bedingungen der dritte Teil
der Gesamtenergie als mechanische Arbeit erscheint. In dieser
Beziehung dürfte das Herz im denkbar größten Gegensatz zur
Skeletmuskulatur stehen, bei der — wenigstens bei Tieren von
der Bewegungsart der Warmblüter — eine solch hohe Ausnutzung
nicht die Regel, sondern die Ausnahme sein wird. Denn die Ge-
schwindigkeit der Bewegungen bleibt bei den Körpermuskeln
meist weit zurück hinter der Kontraktionsgeschwindigkeit der
einfachen Muskelzuckung, diese wird also durch die Trägheit der
zu bewegenden Teile und die Wirkung der Antagonisten stets
gehemmt, der Form der Isometrie mehr oder weniger angenähert
erscheinen, einer Zuckungsform also, deren Wirkungsgrad gleich
Null ist. Dazu kommt die verschwenderisch zu nennende tetani-
sche Kontraktion und die nach der energetischen Seite allerdings
noch ungeklärten sog. tonischen Zustände. Zu wenig wird aller-
dings beachtet, wie völlig unbekannt die Thermodynamik der
willkürlichen, physiologischen Kontraktion des Warmblüters ist
und daß hier die einfache Übertragung der am Froschmuskel ge-
wonnenen Vorstellungen vielleicht ganz fehlerhaft ist. Bei all der
weitgehenden Übereinstimmung zwischen Herz- und Skeletmuskel
ist doch diese ganz grundsätzliche Verschiedenheit ihres physio-
logischen Gebrauches nicht zu übersehen. Die normale Funktions-
weise des ersteren ist Einzelzuckung, der letzteren aber Tetanus.
Die Frage des Wirkungsgrades hat nur beim Herzen einen ganz
klaren Sinn, für die Normalfunktion der Skeletmuskeln (zum min-
desten des Warmblüters) ist sie durchaus unübersichtlich, cs sei
denn für den Ausnahmefall der Einzelzuckung. Denn es ist meines
Erachtens aussichtslos, die Entwicklung von Druck und Zug bei
in ihrer Zusammenziehung gehemmten Muskeln in Energiemengen
abzuschätzen. Dies verbietet nicht allein eine physikalische Erwä-
gung, sondern auch der Umstand, daß so ziemlich jede Änderung
der dem Muskel auf erlegten mechanischen Bedingungen aus ihm
auch ein energetisch, nicht nur dynamisch verändertes Gebilde
macht. Daher hätte es gar keinen Sinn, zu fragen, wieviel Arbeit
ein isometrisch tätiger Muskel leisten würde, wenn man ihn los-
ließe. Wenn ferner z. B. die ,,maximale Arbeit" eines Muskels
untersucht werden soll, so sehen wir uns dem Problem gegenüber-
gestellt, die Wirkung von Bedingungen an einem Objekt zu unter-
suchen, das seine Haupteigenschaft, den Energieumsatz, fortwäh-
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wahrscheinlich hoch, vielleicht sogar nahezu optimal ist. Es ist
möglich, daß unter physiologischen Bedingungen der dritte Teil
der Gesamtenergie als mechanische Arbeit erscheint. In dieser
Beziehung dürfte das Herz im denkbar größten Gegensatz zur
Skeletmuskulatur stehen, bei der — wenigstens bei Tieren von
der Bewegungsart der Warmblüter — eine solch hohe Ausnutzung
nicht die Regel, sondern die Ausnahme sein wird. Denn die Ge-
schwindigkeit der Bewegungen bleibt bei den Körpermuskeln
meist weit zurück hinter der Kontraktionsgeschwindigkeit der
einfachen Muskelzuckung, diese wird also durch die Trägheit der
zu bewegenden Teile und die Wirkung der Antagonisten stets
gehemmt, der Form der Isometrie mehr oder weniger angenähert
erscheinen, einer Zuckungsform also, deren Wirkungsgrad gleich
Null ist. Dazu kommt die verschwenderisch zu nennende tetani-
sche Kontraktion und die nach der energetischen Seite allerdings
noch ungeklärten sog. tonischen Zustände. Zu wenig wird aller-
dings beachtet, wie völlig unbekannt die Thermodynamik der
willkürlichen, physiologischen Kontraktion des Warmblüters ist
und daß hier die einfache Übertragung der am Froschmuskel ge-
wonnenen Vorstellungen vielleicht ganz fehlerhaft ist. Bei all der
weitgehenden Übereinstimmung zwischen Herz- und Skeletmuskel
ist doch diese ganz grundsätzliche Verschiedenheit ihres physio-
logischen Gebrauches nicht zu übersehen. Die normale Funktions-
weise des ersteren ist Einzelzuckung, der letzteren aber Tetanus.
Die Frage des Wirkungsgrades hat nur beim Herzen einen ganz
klaren Sinn, für die Normalfunktion der Skeletmuskeln (zum min-
desten des Warmblüters) ist sie durchaus unübersichtlich, cs sei
denn für den Ausnahmefall der Einzelzuckung. Denn es ist meines
Erachtens aussichtslos, die Entwicklung von Druck und Zug bei
in ihrer Zusammenziehung gehemmten Muskeln in Energiemengen
abzuschätzen. Dies verbietet nicht allein eine physikalische Erwä-
gung, sondern auch der Umstand, daß so ziemlich jede Änderung
der dem Muskel auf erlegten mechanischen Bedingungen aus ihm
auch ein energetisch, nicht nur dynamisch verändertes Gebilde
macht. Daher hätte es gar keinen Sinn, zu fragen, wieviel Arbeit
ein isometrisch tätiger Muskel leisten würde, wenn man ihn los-
ließe. Wenn ferner z. B. die ,,maximale Arbeit" eines Muskels
untersucht werden soll, so sehen wir uns dem Problem gegenüber-
gestellt, die Wirkung von Bedingungen an einem Objekt zu unter-
suchen, das seine Haupteigenschaft, den Energieumsatz, fortwäh-