Über die Energetik der Muskeln.
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biose am ganzen Tier unerwartet. Aber am isolierten Skeletmuskel
hatte FLETCHER schon gezeigt, daß die der Arbeit in Luft ent-
sprechende Kohlensäurebildung bei Arbeit in Stickstoff wegfällt.
Nach alledem wäre es daher nicht unwahrscheinlich, daß bei
Sauerstoffmangel die Einheit der Arbeit mit geringerem Energie-
verbrauch geleistet wird, wie in der Norm.
Um hierüber Auskunft zu erhalten, hat man sich an myother-
mische Versuche zu wenden. Die Messung der mit Kontraktionen
verbundenen Temperaturerhöhung des Muskels muß den Maßstab
dafür liefern, ob ohne Sauerstoff weniger, gleichviel oder sogar
mehr Wärme gebildet wird, als in der Norm. Dabei ist jedoch
wie bei der Frage des Temperatureinflusses zu bedenken, daß wir
im Gaswechselversuch die Summe über eine längere Zeit erfassen,
während der myothermische Versuch nur die schnell ablaufende
Änderung der Wärmeproduktion erfaßt. Alles bei der Temperatur-
frage Gesagte gilt auch hier.
Die Haupttatsache istnun, daß die Wärmebildung bei der
Zuckung in Sauerstoff und in Stickstoff genau dieselbe
istW Auch Muskeln, welche durch völlig oxydationshemmende
Gyanidlösungen vergiftet sind, bilden bei einer Zuckung nicht weniger
Wärme als in unvergiftetem Zustande (vgl. Anhang, eigene Versuche).
Da sich in diesen Versuchen auch die isometrische Zuckungshöhe
nicht merklich ändert, bleibt auch die Verhältniszahl zwischen
Wärmebildung und Spannungsleistung unverändert, möge sich
der Muskel in Sauerstoff, in Stickstoff oder in Cyanvergiftung
befinden. Zuckungswärme und Zuckungshöhe lassen überhaupt
nicht erkennen, ob der Muskel mit Sauerstoff versorgt ist oder nicht.
Dieser Satz erfährt bei genauerer Analyse der Vorgänge jedoch
eine Einschränkung. Es wurde schon erwähnt, daß eine kon-
tinuierliche Wärmebildung und ebenso aber auch eine mehr lang-
sam erfolgende Änderung der Wärmebildung sich dem Nachweis
durch die Thermosäule entzieht, um so mehr, je langsamer sich die
— absolut vielleicht beträchtliche — Änderung der Wärmebildung
vollzieht. In der Tat ist es nun A. V. HiLL? gelungen zu zeigen,
daß auch nach der Zuckung noch eine beträchtliche, aber nur
langsame und nur allmählich abklingende Wärmeproduktion
stattfindet.
Über das Maß dieser nachfolgenden Wärmebildung ist eine
Meinungsverschiedenheit zwischen HiLL und BERNSTEIN^ ent-
standen. Hill gibt an, daß bis zur Hälfte der Zuckungswärme
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biose am ganzen Tier unerwartet. Aber am isolierten Skeletmuskel
hatte FLETCHER schon gezeigt, daß die der Arbeit in Luft ent-
sprechende Kohlensäurebildung bei Arbeit in Stickstoff wegfällt.
Nach alledem wäre es daher nicht unwahrscheinlich, daß bei
Sauerstoffmangel die Einheit der Arbeit mit geringerem Energie-
verbrauch geleistet wird, wie in der Norm.
Um hierüber Auskunft zu erhalten, hat man sich an myother-
mische Versuche zu wenden. Die Messung der mit Kontraktionen
verbundenen Temperaturerhöhung des Muskels muß den Maßstab
dafür liefern, ob ohne Sauerstoff weniger, gleichviel oder sogar
mehr Wärme gebildet wird, als in der Norm. Dabei ist jedoch
wie bei der Frage des Temperatureinflusses zu bedenken, daß wir
im Gaswechselversuch die Summe über eine längere Zeit erfassen,
während der myothermische Versuch nur die schnell ablaufende
Änderung der Wärmeproduktion erfaßt. Alles bei der Temperatur-
frage Gesagte gilt auch hier.
Die Haupttatsache istnun, daß die Wärmebildung bei der
Zuckung in Sauerstoff und in Stickstoff genau dieselbe
istW Auch Muskeln, welche durch völlig oxydationshemmende
Gyanidlösungen vergiftet sind, bilden bei einer Zuckung nicht weniger
Wärme als in unvergiftetem Zustande (vgl. Anhang, eigene Versuche).
Da sich in diesen Versuchen auch die isometrische Zuckungshöhe
nicht merklich ändert, bleibt auch die Verhältniszahl zwischen
Wärmebildung und Spannungsleistung unverändert, möge sich
der Muskel in Sauerstoff, in Stickstoff oder in Cyanvergiftung
befinden. Zuckungswärme und Zuckungshöhe lassen überhaupt
nicht erkennen, ob der Muskel mit Sauerstoff versorgt ist oder nicht.
Dieser Satz erfährt bei genauerer Analyse der Vorgänge jedoch
eine Einschränkung. Es wurde schon erwähnt, daß eine kon-
tinuierliche Wärmebildung und ebenso aber auch eine mehr lang-
sam erfolgende Änderung der Wärmebildung sich dem Nachweis
durch die Thermosäule entzieht, um so mehr, je langsamer sich die
— absolut vielleicht beträchtliche — Änderung der Wärmebildung
vollzieht. In der Tat ist es nun A. V. HiLL? gelungen zu zeigen,
daß auch nach der Zuckung noch eine beträchtliche, aber nur
langsame und nur allmählich abklingende Wärmeproduktion
stattfindet.
Über das Maß dieser nachfolgenden Wärmebildung ist eine
Meinungsverschiedenheit zwischen HiLL und BERNSTEIN^ ent-
standen. Hill gibt an, daß bis zur Hälfte der Zuckungswärme