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Weizsäcker, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 2. Abhandlung): Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34625#0028
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28 (B. 2)

V. VON WEIZSÄCKER:

gernde Wirkungen auf Tätigkeit oder Sauerstoffverbrauch sind
niemals beobachtet worden. Da die Autoren mit Cyankalium also
mit einem mutmaßlich reinen oder reineren Oxydationsgift ein
ganz ähnliches Bild erhielten (s. o.), blieb zunächst unentschieden,
ob die Wirkung von Chloralhydrat und Alkohol wesentlich als
Oxydationshemmung im Sinne der VERWORNschen Narkose-
theorie oder wesentlich als Hemmung des die mechanische Arbeit
liefernden Mechanismus aufzufassen war.
Hinsichtlich der Narkosentheorien war die Beeinflußbarkeit
der Muskeln durch indifferente Narcotika somit eine offene Frage.
VERNON fand die Kontraktionshöhe spontan schlagender Schild-
krötenherzen durch die homologen Alkohole nach den Regeln
beeinflußbar, die überall der MEYER-OvERTONSchen Narkose-
theorie zugrunde liegen: Zunehmende Wirksamkeit mit den höhe-
ren Gliedern der Reihe. Aber wie 0. WARBURG gezeigt hat, gelten
diese Regeln ja auch für die Oxydationen verschiedenster Zellen.
Die Tatsache, daß eine Funktion nach den OvERTONschen Regeln
für homologe Reihen beeinflußbar ist, kann man daher weder für
noch gegen VERWORNS Erstickungstheorie der Narkose ins Feld
führen. Die Oxydationen tätiger Muskeln sind bisher nicht darauf-
hin untersucht worden. Ein Vergleich der von WARBURG und von
VERNON gegebenen Zahlen lehrt nun im allgemeinen, daß zur
Hemmung um rund 50% bei der Oxydation wesentlich höhere
Konzentrationen erforderlich sind, wie bei der Kontraktion des
Schildkrötenherzens. Dies wiese darauf hin, daß der Kontraktions-
mechanismus empfindlicher wäre, als der Oxydationsmechanis-
mus.
In meinen eigenen Versuchen am Froschherzen wurde Sauer-
stoffverbrauch und Arbeitsleistung bei durchgehender Konstanz
von Belastung, Frequenz und Temperatur untersucht. Zum Teil
gemeinsam mit G. GoTTSCHALK wurden diese Größen im Normal-
zustände und unter Einwirkung von Äthylalkohol, Amylalkohol
(tertiär) Äthylurethan und Phenylurethan bestimmt. Alle diese
Wirkungen sind, auch oft nach völliger Lähmung, reversibel, die
Vergiftungsperiode war in der Regel eingeschlossen zwischen zwei
Normalperioden. Es ergibt sich (Anhang, Tabelle 2), daß mit
jeder, also auch mit nur geringfügiger Herabsetzung der geleisteten
Arbeit eine Herabsetzung des Sauerstoffverbrauchs verbunden
ist. Prozentual ist diese Abnahme meistens etwa gleich stark, doch
kommen Schwankungen nach der einen wie nach der anderen Rieh-
 
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