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Weizsäcker, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 2. Abhandlung): Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34625#0043
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Über die Energetik der Muskeln.

(B. 2) 43

Energieverbrauch beeinflussen. Dies ist sogar selbstverständlich;
bei Aorten Verschluß kann die Arbeit gleich Null, der Umsatz aber
maximal sein. Hier stoßen wir also wieder auf das alte Problem:
Die Arbeit, die geleistet wird, sagt nichts aus über die, welche
unter optimalen Bedingungen geleistet werden könnte, über die
Arbeitsfähigkeit. Aber gerade dieser Umstand, daß offenbar nur
ein ziemlich enger Kreis von Bedingungen optimal ist, muß davor
warnen, die geleistete Arbeit ohne weiteres heranzuziehen. Immer
müßte die Arbeitsfähigkeit in Rechnung gestellt werden. Man
muß sich auch darüber klar sein, daß die gleiche Arbeit in nach
Frequenz, Druckkurve und Zeit sehr verschiedener Form geleistet
werden kann. Bei gleich großer Herzarbeit kann die eine Form
der Arbeit einen ganz anderen Umsatz bedeuten, als die andere.
Denn die Herzkontraktion ist trotz aller Akkomodationsfähigkeit
auch wieder nach Dauer und dynamischem Ablauf stark festgelegt.
Je weniger die mechanischen Bedingungen der so festgelegten
Arbeitsweise angepaßt sind, um so mehr wird die. geleistete Arbeit
hinter der Arbeitsfähigkeit Zurückbleiben. Auch die auf solche
Weise entstehenden Verluste werden von einer gewissen Grenze
ab nur durch Mehrverbrauch und in der Folge durch Hypertrophie
ausgeglichen werden können. Auf diese Art und Weise ist es z. B.
vorstellbar, daß ein starres Arteriensystem auch ohne Erhöhung
des Arteriendruckes und des Schlagvolumens und ohne Erhöhung
der Herzarbeit zu einer Hypertrophie führt.
Damit ist aber die Betrachtung schon übergeleitet zu der
zweiten Form der Ausnutzung, welche als die ,,dynamische"
oben bezeichnet wurde. Diese Form der Energieverwertung gehört
der Energetik des Muskels streng genommen nicht mehr an und
soll hier daher nur im Umriß beleuchtet werden. Dynamische
Ausnutzung nennen wir nämlich das Verhältnis der wirklich
geleisteten Arbeit zu dem bei gleichem Umsatz liefer-
baren Maximum der Arbeit oder der Arbeitsfähigkeit.
Das, was dieses Verhältnis zwischen realer Arbeit und Arbeits-
fähigkeit ganz allgemein festlegt, wurde soeben ausgeführt: Es ist
das Maß, in welchem die dynamischen Regeln der Herzkontraktion
und die äußeren mechanischen Bedingungen der Arbeit zueinander
passen und für Gewinnung von Arbeit aufeinander eingestellt sind.
Die optimalen Bedingungen der Herzarbeit ohne Rücksicht
auf den Energieverbrauch sind in Umrissen durch Untersuchungen
von D RE SER, dem Verfasser^ und unter Verwendung der von
 
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