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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 3. Abhandlung): Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34626#0024
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24 (B. 3)

G. KLEBs:

wenig (1—3)zellige Keimfäden hervorbringen. Folglich hat die
zugeführte Energiemenge innerhalb dieser Grenzen keine
irgendwie entscheidende Bedeutung für die Wachstums-
form. Zunahme der Lichtenergie wirkt in zwei anderen Richtun-
gen; sie beschleunigt die Keimung und das Keimprozent, sie er-
möglicht ein längeres Wachstum. Das lebhafteste Wachstum der
Keimlinge spielt sich in den ersten 2—3 Wochen ab auf Kosten der
aufgespeicherten Reservestoffe. Sind diese erschöpft, so hängt es
von der Größe der Lichtenergie ab, wie lange die Keimlinge noch
wachsen können. In der Nähe der 1000-Kerzen-Lampe können sie
8 Wochen und länger fortwachsen, bei den schwächeren Intensi-
täten nimmt das Wachstum mehr und mehr ab, es tritt der Tod
aus Erschöpfung ein.
In den Versuchen mit der 1000-Kerzen-Lampe standen die
Kulturen im Rotglas- und Blauglashaus in 25 cm Entfernung
nebeneinander; auffallendes Licht in einer Stärke von ca. 8000
Kerzen. Das entgegengesetzte Verhalten der Keimlinge im roten
und blauen Licht hätte man zunächst darauf zurückführen können,
daß das rote Glas 3 mal soviel Energie durchläßt wie das blaue.
Aber diese Meinung kann nicht richtig sein, da die gleiche Reaktion
im roten Licht auch bei einer Stärke von 0.8 Kerzen eintritt, und
die sich daraus ergebende Lichtenergie sehr viel geringer ist als die
im blauen Licht bei ca. 8000 Kerzen. Wir gelangen damit zu dem
entscheidenden Resultat: Unter den gegebenen Bedingungen
der Versuche bestimmt in erster Linie die Wellenlänge
und nicht die Gesamtenergie des Lichtes die Wachs-
tumsform der Keimlinge.
Auf die Einschränkung der Gültigkeit dieses Satzes unter
anderen Bedingungen wird später näher einzugehen sein. Hier
will ich noch eine Reihe von Versuchen behandeln, die die Rich-
tigkeit des Satzes weiter bestätigen. Es handelt sich um den Ver-
gleich der Wirkung des gemischten Osramlichtes mit der des roten
Lichtes.
Seit dem 16. VII. 15 wurden 2 Kulturen auf Agar + 0.1 Knop
in 500 cm Entfernung von einer 10-Kerzen-Lampe vertikal aufge-
stellt-, die eine frei, die andere bedeckt von dem Rotglashäuschen.
Durchschnittstemperatur vom 6. VII.—16. VII. 22.5°, Min. 19.8°,
Max. 24.2°.
Nach 10 Tagen frei rotes Licht
Keimprozent 11.4 54
 
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