Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Zur Entwickelungs-Physiologie der Farnprothallien. (B. 3) 59

viel mehr Energie als die Kultur in 150 cm. Dieser Unterschied
ist aber nicht entscheidend für das Verhalten der Keimlinge. Diese
benehmen sich in 20 cm ebenso wie in 150 cm Entfernung bei rotem
Licht (Fig. 13 A, B; S. 57). Die blauvioletten Strahlen des Tages-
lichtes bewirken in 150 cm eine Einschränkung der Streckung,
eine Förderung der Quer- und Längsteilung, wobei sie zugleich die
antagonistische Reaktion der roten Strahlen überwinden müssen. Als
die Kultur am 19. V. von 150 cm Tageslicht in 20 cm unter das
Rotglas versetzt wurde, trat in wenigen Tagen trotz großer Zu-
nahme der Energie eine Streckung der Keimlinge, ein Auswachsen
der jungen Prothallien ein (Fig. 13 D, S. 57).


Figur 14. Pien's longi/o/ia. Sporen auf Agar + 0.1 Knop, Sporen eben im Begriff zu keimen.
A seit 21. VI. 100 cm Entfernung vom Glasfenster unter Rotglas, Keimfaden. B 20 cm
Entfernung unter Blauglas, Prothallium. C vom Rotglas aus 100 cm unter Blauglas in
20 cm am 27. VI.: Prothalliumbildung 3. VII. D vom Blauglas in 20 cm unter Rotglas
in 100 cm am 27. VI.: Auswachsen der Spitzenzellen am 3. VII. 84 mal vergr.
5. Versuch vom 21. VI.—5. VIL mit Blau- und Rotglas.
Durchschnittliche Helligkeit: 93 H. K. (Tagesdurchschnitt, Min. 57,
Max. 114.6 H. K.).
Durchschnittstemperatur in 100 cm Entfernung 19.4°, Min. 16° Max. 20.2°
,, ,, 20 ,, ,, 21° „ 17.1° ,, 22°
Von 2 Agarkulturen mit eben keimenden Sporen wurde die
eine in 20 cm Entfernung unter das Blauglas, die andere in 100 cm
unter das Rotglas gebracht. Nach 4 Tagen Längsteilung im Blau-
glaslicht, Streckung der Keimfäden im roten Licht (Fig. 14 A, B).
Am 27. VIL wurden die Kulturen vertauscht. In der Kultur, die
aus dem Rotglas unter das Blauglas in 20 cm kam, erfolgte in