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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 3. Abhandlung): Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34626#0061
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Zur Entwickelungs-Physiologie der Farnprothallien. (B. 3) 61

Unterschied ist so auffällig, daß selbst die Mängel der photometri-
schen Vergleichung ihn nicht aufheben. Wir können aber auf
objektiverem Wege den Unterschied der beiden Lichtquellen
nachweisen, wenn wir das Verhalten von Keimung und Prothallium-
bildung gegenüber der Intensität der gleichen Lichtquelle
vergleichen. Im Osramlicht liegt die Grenze für die Prothallium-
bildung etwa bei 200 H. K., für die Keimung bei ca. 0.04 H. K.
— die erstere verlangt demnach bei gleicher Lichtdauer eine 5000mal
stärkere Intensität als die letztere. Im diffusen Tageslicht erfolgt
die Prothalliumbildung noch hei 55 H. K., die Keimung hört bei
ca. 5 H. K. auf, die erstere erfordert nur eine 11 mal so große
Lichtintensität bei ungefähr gleicher Lichtdauer. Die Erklärung
ergibt sich nach den Ergebnissen der Untersuchung aus dem
Unterschied der spektralen Zusammensetzung der beiden Licht-
quellen, bei denen das Intensitäts-Verhältnis der schwächer
und stärker brechbaren Strahlen verschieden ist (s. S. 12).
Im Osramlicht überwiegen relativ die schwächer brechbaren Strah-
len: Rot, Orange, die die Keimung erregen und die Streckung
fördern. Im diffusen Tageslicht überwiegen die stärker brechbaren
Strahlen: Blau, Violett, die die Keimung hemmen und die Pro-
thalliumbildung fördern.
Der gleiche Unterschied von Tageslicht und Osramlicht er-
klärt auch ihre verschiedene Wirkung in jenen Versuchen, in denen
bereits gebildete Prothallien durch Schwächung der Intensität zu
einem fadenförmigen Auswachsen einzelner Zellen gebracht wer-
den. Im Osramlicht erfolgt diese ,,Rückkehr zur Jugendform"
(GoEBEL) stets sicher und leicht bei relativ geringer Schwächung
der Intensität. So genügt dazu, wenn man junge Prothallien in
25 cm Entfernung von einer Osramlampe (10 H. K.) stellt. GoEBEL
(1897, S. 472) wies darauf hin, daß ältere Prothallien nicht in der
Scheitelregion das Auswachsen zeigen wie die jüngeren, sondern
an einer hinteren dem Scheitel ferner liegenden Region. Nach der
Meinung von GoEBEL tritt bei den meisten Farnprothallien ,,aus
innern Gründen" ein Altern ein, so daß dieses seine Regenerations-
fähigkeit verliert, schließlich abstirbt. Ich halte es allerdings für
unwahrscheinlich, daß überhaupt irgend ein Meristem aus erblichen
Gründen altert. Die von GoEBEL angeführten Tatsachen lassen
sich auch so verstehen, daß unter den bis jetzt angewendeten
Bedingungen relativ die Bildung der Adventivsprosse gefördert
wird, die dann ihrerseits das Meristem unterdrücken. Es ist aber
 
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