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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 3. Abhandlung): Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34626#0113
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Zur Entwickelungs-Physiologie der Farnprothallien. (B. 3) 113

vorhandenen Stoffe allmählich ein Abklingen erfolgt und schließ-
lich der Tod aus Mangel an chemischer Energie eintritt. Selbst
wenn also das Licht primär bei seiner blastischen Wirkung Arbeit
speichert, so tritt diese Wirkung zurück gegenüber der sekundär
veranlaßten Beschleunigung des Wachstums, die zu einer Abnahme
freier Energie führt. Man hat daher wohl das Recht, die blastische
Wirkung des Lichtes im Gesamtresultat als einen arbeitsleistenden,
im weiteren Sinne photokatalytischen Vorgang anzusehen.
Das Hauptergebnis der Untersuchung liegt in dem Nachweis,
daß die schwächer brechbaren rot-gelben Strahlen das Wachstum
in Form der Streckung beschleunigen, die stärker brechbaren
blau-violetten es verzögern — das erste ein Beispiel positiver, das
zweite ein solches negativer Katalyse. Dabei könnte die primäre
Blauwirkung auch ein arbeitsspeichernder Vorgang sein. Die Wirkung
irgend eines gemischten Lichtes ist nur zu verstehen aus den Inten-
sitäts-Verhältnissen seiner schwächer und stärker brechbaren
Strahlen. Solche antagonistischen Reaktionen sind in der modernen
Photochemie bis jetzt nur in geringer Anzahl aufgefunden worden.
Zuerst hat CnASTAiNG (1877) auf die antagonistischen Wirkungen
des roten und violetten Lichtes auf Oxydationen aufmerksam ge-
macht. Aber erstTRAUTZ hat durch methodisch genaue Versuche
sicher festgestellt, daß die Oxydation einer alkalischen Pyrogallol-
Lösung ebenso von Natriumsulfid gegenüber Dunkelheit durch
rotes Licht beschleunigt, durch violettes verzögert wird. (TRAUTz
1906, S.900; Ausführliches in der Arbeit seines Schülers THOMAS
1908; ferner TRAUTZ 1909.)
In einem ganz anderen Gebiet der Photochemie hat STOBBE
(1907, 1908) die antagonistische Wirkung der Strahlen verschiede-
ner Brechbarkeit nachgewiesen. Die von ihm hergestellten Fulgide
zeigen die Eigenschaft der Phototropie; sie erfahren als feste
Körper im Licht eine Farbenänderung, die im Dunkeln verschwin-
det. Das Triphenylfulgid z. B. bildet ein im Dunkeln orange-gelbes
Pulver, das im Licht hellbraun wird und, verdunkelt, wieder die
ursprüngliche Farbe annimmt. STOBBE wies nach, daß das blaue
Licht die Farbenänderung — die Modifikation A — hervorruft,
während das rote Licht in entgegengesetztem Sinne wirkt und die
Farbe wieder aufhellt, indem es die Modifikation B erzeugt. Das
Gleichgewicht der beiden Fulgidformen ist in erster Linie abhän-
gig von der Wellenlänge des Lichtes. Für jede Wellenlänge exi-
stiert ein photochemisches Gleichgewicht, das als stationär be-

Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., ma.th.-nat. Kl. B. 1917. 3. Abh.

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