Zur Entwickelungs-Physiologie der Farnprothaüien. (B. 3) 115
des Reizes nur die anscheinende Disproportionalität bestehen
zwischen der verschwindend geringen Energiemenge des äußeren
bezw. innern Faktors und jener, die bei der endgültigen Reaktion
wirksam ist. Das wird in den reizphysiologischen Arbeiten auch
immer wieder hervorgehoben (vgl. z. B. JosT 1913, S.396).
Den Reizbegriff im PFEFFERschen Sinne hat HERBST (1894)
in seiner umfassenden Darstellung der Entwickelungsvorgänge
bei Pflanzen und Tieren angewendet; alle damals bekannten Wir-
kungen äußerer Faktoren werden als Reizerscheinungen aufgefaßt.
In dem zweiten Teil seiner Arbeit hat HERBST (1895, S. 721) den
Begriff noch erweitert; er versteht darunter jede Ursache, welche
an einem lebenden Organismus eine Folgeerscheinung hervorruft,
die durch ihren unerwarteten Charakter auffällt. Diese Defi-
nition wird in neuester Zeit auch von KÜSTER (1916, S. 345) ver-
treten. Im Grunde ist es aber doch nur ein anderer Ausdruck für
die Disproportionalität zwischen äußerem Anlaß und der End-
reaktion; die Schwierigkeiten werden nur vermehrt, da wir keinen
objektiven Maßstab besitzen, das Erwartete vom Unerwarteten
zu unterscheiden. KÜSTER fügt allerdings hinzu, daß Erwartetes
dann vorliegt, wenn der Vorgang energetisch verständlich ist.
Daraus würde folgen, daß das was heute uns als unerwartet erscheint
bereits morgen ein Erwartetes sein kann — jedenfalls kann man in
dieser Auffassung keine brauchbare Definition erkennen. Wenn
KÜSTER wie andere Forscher vor ihfn als Resultat seiner Betrach-
tungen scharf hervorhebt, daß alle Wachstums- und Differenzie-
rungsprozesse Reizreaktionen der lebendigen Organismen sind, so
bedeutet das eine bloße Behauptung, für die genügende Be-
weise nicht vorliegen, da sie sich nur auf rein negative Ergebnisse
der bisherigen Forschung stützt. Mit viel größerer Berechtigung
könnte man schon heute die gegenteilige Behauptung verteidigen,
daß die Wirkungen äußerer Faktoren auf die Entwickelung niemals
reine Reizreaktionen sind.
Meine Untersuchungen an Algen, Pilzen, Phanerogamen,
durch die die Abhängigkeit ihrer Entwickelung von der Außenwelt
sicher nachgewiesen worden ist, führte mich bald dazu, den Reiz-
begriff auszuschließen (KLEBS 1904, S. 456). Das entscheidende
Resultat, das sich stets neu bestätigte, liegt in der Tatsache, daß
die Entwickelungsvorgänge auch bei derselben Pflanze durch
quantitative Änderungen der gleichen äußeren für
jedes Leben notwendigen Bedingungen hervorgerufen
8*
des Reizes nur die anscheinende Disproportionalität bestehen
zwischen der verschwindend geringen Energiemenge des äußeren
bezw. innern Faktors und jener, die bei der endgültigen Reaktion
wirksam ist. Das wird in den reizphysiologischen Arbeiten auch
immer wieder hervorgehoben (vgl. z. B. JosT 1913, S.396).
Den Reizbegriff im PFEFFERschen Sinne hat HERBST (1894)
in seiner umfassenden Darstellung der Entwickelungsvorgänge
bei Pflanzen und Tieren angewendet; alle damals bekannten Wir-
kungen äußerer Faktoren werden als Reizerscheinungen aufgefaßt.
In dem zweiten Teil seiner Arbeit hat HERBST (1895, S. 721) den
Begriff noch erweitert; er versteht darunter jede Ursache, welche
an einem lebenden Organismus eine Folgeerscheinung hervorruft,
die durch ihren unerwarteten Charakter auffällt. Diese Defi-
nition wird in neuester Zeit auch von KÜSTER (1916, S. 345) ver-
treten. Im Grunde ist es aber doch nur ein anderer Ausdruck für
die Disproportionalität zwischen äußerem Anlaß und der End-
reaktion; die Schwierigkeiten werden nur vermehrt, da wir keinen
objektiven Maßstab besitzen, das Erwartete vom Unerwarteten
zu unterscheiden. KÜSTER fügt allerdings hinzu, daß Erwartetes
dann vorliegt, wenn der Vorgang energetisch verständlich ist.
Daraus würde folgen, daß das was heute uns als unerwartet erscheint
bereits morgen ein Erwartetes sein kann — jedenfalls kann man in
dieser Auffassung keine brauchbare Definition erkennen. Wenn
KÜSTER wie andere Forscher vor ihfn als Resultat seiner Betrach-
tungen scharf hervorhebt, daß alle Wachstums- und Differenzie-
rungsprozesse Reizreaktionen der lebendigen Organismen sind, so
bedeutet das eine bloße Behauptung, für die genügende Be-
weise nicht vorliegen, da sie sich nur auf rein negative Ergebnisse
der bisherigen Forschung stützt. Mit viel größerer Berechtigung
könnte man schon heute die gegenteilige Behauptung verteidigen,
daß die Wirkungen äußerer Faktoren auf die Entwickelung niemals
reine Reizreaktionen sind.
Meine Untersuchungen an Algen, Pilzen, Phanerogamen,
durch die die Abhängigkeit ihrer Entwickelung von der Außenwelt
sicher nachgewiesen worden ist, führte mich bald dazu, den Reiz-
begriff auszuschließen (KLEBS 1904, S. 456). Das entscheidende
Resultat, das sich stets neu bestätigte, liegt in der Tatsache, daß
die Entwickelungsvorgänge auch bei derselben Pflanze durch
quantitative Änderungen der gleichen äußeren für
jedes Leben notwendigen Bedingungen hervorgerufen
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