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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 3. Abhandlung): Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34626#0116
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116 (B. 3)

G. KLEBs:

werden (KLEBS 1904, S.487; 1913, S. 42). Einen überzeugenden
Beweis für die Richtigkeit liefert gerade die Untersuchung der
Farnprothallien (1916, S. 18); denn unter bestimmten Bedin-
gungen bei Dauerbelichtung hängt jede Stufe der Entwickelung
von der Intensität des Lichtes ab, d. h. von der Quantität der
Lichtenergie. Ebenso entscheiden die Quantitäten der äußeren
Bedingungen, seien es Licht oder Feuchtigkeit oder chemische
Zusammensetzung usw. bei all den anderen genau untersuchten
Entwickelungsvorgängen der Pflanze. Es erscheint mir richtiger
den Reizbegriff zu vermeiden, da er die wesentliche Bedeutung
des Quantitativen nicht ausdrückt.
Die Disproportionalität zwischen dem äußeren Faktor und der
Endreaktion, die den einzigen Charakter der Reizvorgänge aus-
macht, ist überhaupt kein Beweis dafür, daß es sich bloß um aus-
lösende Reize äußerer Faktoren handelt. Es ist nie beachtet wor-
den, daß diese Disproportionalität sekundär sein kann und uns
keine Einsicht gestattet, mit welcher Energie der äußere Faktor
wirkt. Nehmen wir z. B. als richtig an, daß das rote Licht in den
Farnkeimlingen einen Katalysator erzeugt und zwar innerhalb
gewisser Grenzen proportional der Lichtenergie, so kann dieser
Katalysator wie bei anderen chemischen Prozessen den Vorgang
der Streckung ungemein steigern, so daß das Endresultat in kurzer
Zeit in gar keinem Verhältnis zu der wirkenden Lichtenergie steht.
Deshalb würde aber die primäre Lichtwirkung doch nicht als Reiz
zu bezeichnen sein. Die weitere Forschung wird lehren, in welchem
Umfange diese Auffassung richtig ist; sie genügt uns hier für den
Nachweis, daß die vielbesprochene Disproportionalität zunächst
keine entscheidende Bedeutung besitzt für das eigentliche Problem
von der Wirkung der äußeren Entwickelungs-Bedingungen.
Für unsere ganze Darstellung ist es von großer Wichtigkeit,
daß in neuerer Zeit auf dem eigensten Gebiet der Reizphysiologie
Tatsachen und Anschauungen hervortreten, die mit den hier aus-
gesprochenen übereinstimmen und sie stützen. FRÖscHEL (1908)
und BLAAuw (1909) haben den Nachweis geführt, daß für die
phototropische Krümmung der Pflanzenstengel bezw. der Pilz-
fäden von das gleiche Gesetz gilt wie für die photo-
graphische Platte. ,,Der photochemische Effekt ist gleich dem
Produkt aus Zeit und Intensität" (OsTWALD). Man war bisher
immer bestrebt, diese ,,Reizerscheinungen" der Pflanzen mit denen
der Tiere in Analogie zu setzen, und dieses Bestreben hat zu wich-
 
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