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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 3. Abhandlung): Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34626#0117
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Zur Entwickelungs-Physiologie der Farnprothallien. (B. 3) 117

tigen Entdeckungen geführt, wie z. B. zum Nachweis der Gültig-
keit des WEBER-FECHNERschen Gesetzes für die Farnspermatozoen
durch PFEFFER, oder zum Nachweis der Gültigkeit des TALBOT-
schen Gesetzes für phototropische Pflanzen durch NATHANSON
und PRiNGSHEiM. Anderseits hat die weitere Verfolgung dieser
Analogien zu immer verwickelteren Vorstellungen geführt. Es wirkt
wie eine Art Erlösung und ist unter allen Umständen bedeutungs-
voll, daß BLAAUW das Problem von einer ganz anderen Seite aus
betrachtet und die phototropische Krümmung als einen photo-
chemischen Vorgang analog dem photographischen Prozeß auffaßt.
BLAAuw weist neuerdings (1915) auf die weitgehenden Analogien
hin, die zwischen beiden Vorgängen bestehen. In beiden Fällen
gilt das Produktgesetz, das TALBOTsche Gesetz; es zeigen sich die
Erscheinungen der Reizschwelle, des Abklingens der Erregung, der
Änderung der Stimmung usw. Wegen der bestehenden Beziehung
zwischen Lichtenergie und Reaktion kann nach BLAAuw (1915,
S. 37) der Begriff des auslösenden Reizes beim Phototropismus
nicht angewendet werden.
Die phototropische Krümmung ist die Folge der photochemi-
schen Wirkung auf das Wachstum, eine Auffassung, die an die
alte Ansicht DE CANDOLLEs erinnert. Es handelt sich um eine
photoblastische Wirkung in meinem Sinne, bei der das Wachstum
beschleunigt bezw. verzögert wird. Die direkte Lichtwirkung geht
am klarsten aus den genauen Messungen BLAAUws (1914) an
PAycomyccR hervor. Wenn die Sporangienträger gleichmäßig von
vier Seiten während 15 Sekunden mit ca. 15 H. K. beleuchtet werden,
so tritt sehr schnell eine Beschleunigung der Streckung ein, die
dann bei weiterer Belichtung wieder abnimmt und normal wird.
Ist die Lichtmenge mäßig, so ergibt sich aus den Messungen, daß
das Wachstum proportional der Kubikwurzel der angewendeten
Lichtenergie ist. Bei starker Beleuchtung tritt diese Lichtreaktion
nicht ein. Wenn einseitig mit mäßigem Licht be-
strahlt wird, so erfolgt nach BLAAuw die positive Krümmung, weil
infolge der Brechung das Licht an der hinteren Seite etwas stärker
konzentriert wird. Bei Pflanzenstengeln wie besteht
die primäre Lichtreaktion in einer Verzögerung des Wachstums
(BLAAuw 11, 1915). Da die Verzögerung um so kräftiger, je stärker
die Intensität des Lichtes ist, und da bei einseitiger Beleuchtung
die Vorderseite 3 % mehr Licht als die Hinterseite erhält, so er-
folgt eine positive phototropische Krümmung.
 
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