Zur Entwickelungs-Physiologie der Farnprothallien. (B. 3) 127
nahe einer Osramlampe kultiviert und dann in gleicher Entfernung
ohne Blau-Filter hellgestellt werden, erfolgt trotz der intensiveren
Beleuchtung in der ersten Zeit ein schlauchförmiges Auswachsen
der Keimlinge (s. S. 14). Wenn Sporen oder auch Prothallien
längere Zeit im Dunkeln gehalten und dann in rotes Licht bei
Sonnenbeleuchtung gebracht werden, so zeigt sich wieder die
Bildung von Keimfäden; ja die vorhergehende Verarmung an
Zucker wirkt so nach, daß diese Keimfäden nicht zur Prothallien-
bildung gelangen (s. S. 39).
Die Hypothese erklärt auch das Besultat des früher beschrie-
benen Versuches (1916, S. 40), bei dem ältere mit Stärke voll-
gepfropfte Prothallien einen Monat lang im Dunkeln bei 30^ ge-
standen hatten. Es fand kein Auswachsen, aber auch keine Auf-
lösung der Stärke statt. Als die Kultur in sehr helles Licht (40 cm
von einer Osramlampe 1000 H. K.) gebracht wurde, wuchsen
Randzellen in den ersten Tagen lang schlauchförmig aus. Dieses
anscheinend paradoxe Verhalten erklärt sich aus der Zuckerarmut
trotz vorhandener Stärke, weil diese im Dunkeln nicht genügend
gelöst worden war. Infolgedessen trat die positiv photoblastische
Wirkung des Osramlichtes sehr stark hervor. Bei weiterer Belich-
tung gingen diese Keimschläuche zur Quer-, später Längsteilung
über. Dieser Versuch beweist nur wieder, was ich schon oft hervor-
gehoben habe, daß es für ein lebhaftes Wachstum nicht darauf
ankommt, ob überhaupt organische Stoffe reichlich vorhanden
sind, sondern ob sie in direkt verwendbaren, nicht zu konzentrierten
Mengen vorliegen. Die Zellen können sich in einem Hungerzustand
befinden trotz großen Reichtums aufgespeicherter Stoffe, wie es
bei den Ruheknospen unserer Bäume der Fall ist.
In seinem geistvollen Werk hat STAHL (1909) die grüne Farbe
der Pflanzenwelt als eine sehr wirksame Anpassung an die Zusam-
mensetzung des Tageslichtes aufgefaßt. Dank der Lichtabsorption
des Chlorophyllapparates kann dieser sowohl die im direkten
Sonnenlicht vorwiegenden rot-gelben Strahlen als auch die im dif-
fusen Himmelslicht überwiegenden blau-violetten Strahlen für die
C-Assimilation ausnutzen, während die dafür bedeutungslosen
grünen Strahlen zurückgeworfen werden und dadurch die Farbe
der Pflanzenwelt bedingen. Schwächer und stärker brechbare
Strahlen des Lichtes wirken bei der C-Assimilation in gleicher
Richtung zusammen. Bei den photoblastischen Vorgängen wirken
nahe einer Osramlampe kultiviert und dann in gleicher Entfernung
ohne Blau-Filter hellgestellt werden, erfolgt trotz der intensiveren
Beleuchtung in der ersten Zeit ein schlauchförmiges Auswachsen
der Keimlinge (s. S. 14). Wenn Sporen oder auch Prothallien
längere Zeit im Dunkeln gehalten und dann in rotes Licht bei
Sonnenbeleuchtung gebracht werden, so zeigt sich wieder die
Bildung von Keimfäden; ja die vorhergehende Verarmung an
Zucker wirkt so nach, daß diese Keimfäden nicht zur Prothallien-
bildung gelangen (s. S. 39).
Die Hypothese erklärt auch das Besultat des früher beschrie-
benen Versuches (1916, S. 40), bei dem ältere mit Stärke voll-
gepfropfte Prothallien einen Monat lang im Dunkeln bei 30^ ge-
standen hatten. Es fand kein Auswachsen, aber auch keine Auf-
lösung der Stärke statt. Als die Kultur in sehr helles Licht (40 cm
von einer Osramlampe 1000 H. K.) gebracht wurde, wuchsen
Randzellen in den ersten Tagen lang schlauchförmig aus. Dieses
anscheinend paradoxe Verhalten erklärt sich aus der Zuckerarmut
trotz vorhandener Stärke, weil diese im Dunkeln nicht genügend
gelöst worden war. Infolgedessen trat die positiv photoblastische
Wirkung des Osramlichtes sehr stark hervor. Bei weiterer Belich-
tung gingen diese Keimschläuche zur Quer-, später Längsteilung
über. Dieser Versuch beweist nur wieder, was ich schon oft hervor-
gehoben habe, daß es für ein lebhaftes Wachstum nicht darauf
ankommt, ob überhaupt organische Stoffe reichlich vorhanden
sind, sondern ob sie in direkt verwendbaren, nicht zu konzentrierten
Mengen vorliegen. Die Zellen können sich in einem Hungerzustand
befinden trotz großen Reichtums aufgespeicherter Stoffe, wie es
bei den Ruheknospen unserer Bäume der Fall ist.
In seinem geistvollen Werk hat STAHL (1909) die grüne Farbe
der Pflanzenwelt als eine sehr wirksame Anpassung an die Zusam-
mensetzung des Tageslichtes aufgefaßt. Dank der Lichtabsorption
des Chlorophyllapparates kann dieser sowohl die im direkten
Sonnenlicht vorwiegenden rot-gelben Strahlen als auch die im dif-
fusen Himmelslicht überwiegenden blau-violetten Strahlen für die
C-Assimilation ausnutzen, während die dafür bedeutungslosen
grünen Strahlen zurückgeworfen werden und dadurch die Farbe
der Pflanzenwelt bedingen. Schwächer und stärker brechbare
Strahlen des Lichtes wirken bei der C-Assimilation in gleicher
Richtung zusammen. Bei den photoblastischen Vorgängen wirken