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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 3. Abhandlung): Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34626#0134
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134 (B. 3)

G. KLEBs:

absorbierten Energie ab und ist unabhängig von der Wellenlänge.
Wenn hier der Nachweis geführt worden ist, daß die photoblasti-
sche Wirkung sehr wohl von der Wellenlänge abhängt, so braucht
dieses Resultat in keinem Widerspruche zu dem Gesetz zu stehen.
Wir brauchen nur vorauszusetzen, daß es in den Zellen zweierlei
Substanzen gibt, von denen die eine rot-, die andere blau-empfind-
lich ist. Beide bewirken einander entgegengesetzte chemische
Reaktionen. Das Resultat im weißen Licht wird durch die von jeder
der Substanzen absorbierten Lichtenergie bestimmt. Die Beobach-
tungen im roten Licht lehren, daß eine kleine Energiemenge genügt,
um lebhafte Streckung herbeizuführen. Die maximale Absorption
wird schnell erreicht, und es ist verständlich, daß von dieser Grenze
ab bei Ausschluß der COg-Assimilation die Streckung unabhängig
von weiterer Steigerung der Intensität erscheint. Wir sehen dabei
von der unentschiedenen Frage ab, ob von einer sehr hohen Inten-
sität eine Gegenwirkung ausgeht.
Man würde vielleicht daran denken, daß die Absorption des
Lichtes durch den Chlorophyllapparat auch für die blastische
Wirkung in Betracht käme. Aber diese Annahme ist doch un-
wahrscheinlich. Wir haben kennen gelernt, daß das Licht, das
durch eine Chlorophyllösung hindurch gegangen ist, vermöge des
äußeren Rot und infolge der Schwächung des Blau-Violett wesent-
lich wie rotes Licht die Streckung einseitig befördert. Außerdem
kennen wir ähnliche blastische Wirkungen bei den farblosen Frucht-
trägern von (BREFELD 1889), die im roten Licht stark
vergehen, im blauen Licht relativ kurz bleiben. Es müssen doch
die Absorptionsverhältnisse im farblosen Protoplasma oder Zell-
kern für die Wirkung der verschiedenen brechbaren Strahlen ent-
scheidend sein.
Aus den Untersuchungen ÜERTELS (1906) ergab sich, daß die
strahlende Energie bei gleicher Intensität auf lebende farblose
Zellen z. B. auf die Tötung von Bakterien und Infusorien umge-
kehrt proportional der Wellenlänge wirkt, so daß rotes Licht sehr
viel schwächer als violettes oder ultraviolettes wirkt. Nach HERTEL
erklärt sich dies daraus, daß die Absorption der Strahlenenergie
um so geringer ist, je länger die Wellen der verwendeten Strahlen
sind. HERTEL zieht diesen Schluß aus Beobachtungen über die
Abnahme der Fluoreszenz an Haut- und Corneastreifen nach Be-
strahlung mit Licht verschiedener Wellenlänge, ferner aus Be-
obachtungen über pigmentierte Zellen. Für unsere Frage kommen
 
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