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Lauterborn, Robert ; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1918, 1. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms, 3 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.38876#0062
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54 (B.1)

Robert Lauterborn:

entwässert. Wo einst das Leben der Wasserwildnis sich viel-
gestaltig frei entfaltete, herrscht heute, nur von schnurgeraden
Gräben und Kanälen unterbrochen, weithin das einförmige Grün
der Polderwiesen, die den Viehherden als Weide dienen.
So haben in diesem hochkultivierten und dicht besiedelten
Gebiete nur noch wenige Gewässer ein Abbild der früheren ursprüng-
lichen Natur in größerem Umfange bewahrt. Das sind vor allem
einzelne Seen, hier „Meere“ genannt, dann verschiedene Rohr-
sümpfe der Provinzen Süd- und Nordholland.
Seen. — Mit dem Verschwinden des großen Haarlemer Meeres,
das vor seiner Trockenlegung (1840—1853) einen Flächenraum von
181 qkm bedeckte, haben die Spiegel der offenen seeartigen Meere
eine sehr beträchtliche Verminderung erfahren. Zu den größeren
gehören jetzt noch das Brassemer Meer, ein rundliches Becken von
etwa 3 km Länge und 2 km Breite, das buchten- und inselreiche
Kaager Meer, das Aalsmeer oder Westplassen, die alle im Rand-
gebiet des früheren Haarlemer Meeres nordöstlich von Leiden
liegen und als Boezemwasser für die Kanäle des Polderlandes
dienen.
Von weiten Wiesengründen umgeben, zeigen diese seeartigen
Meere meist nur geringe, 2—3 m kaum übersteigende Tiefen mit
torfigem Untergrund, der dem klaren Wasser eine bräunliche Fär-
bung verleiht. Die flachen Ufer umzieht ein oft nur schmaler
Saum von Phragmil.es, Scirpus lacuster, Sc. Tabernaemontani, Sc.
maritimus, Typha, Sparganium ramosum, Acorus calamus usw.;
die Vegetation der Wasserpflanzen ist gering und besteht haupt-
sächlich aus Potamogeton perfoliatus, P. pectinatus, Nymphaeen,
die sich meist an die Buchten und die Nähe des Lifers halten. Die
bei geringer Tiefe sehr ausgedehnten freien Wasserflächen begün-
stigen die Entwicklung eines art- und individuenreichen Plank-
tons. Das Phytoplankton ist, besonders im Brassemer Meer
(und Alkmaarer Meer), charakterisiert durch die Massenwucherung
von Cyanophyceen wie Clathrocystis aeruginosadann Aphani-
zomenon flos aquae und Anabaena spiroides, im Kaager Meer (Sep-
tember 1910) überwog die am Niederrhein auch sonst sehr häufige
Diatomee Melosira granulata. Sonst treten Kieselalgen völlig zu-
rück: Asterionelia gracillima und Fragilaria crotonensis finden sich
nur ganz vereinzelt, dafür erscheint im Kaager Meer die zarte Chaeto-
ceras Muelleri Lemrn., eine Brackwasserform, in ziemlicher Anzahl.
 
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