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Lauterborn, Robert ; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1918, 1. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms, 3 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.38876#0078
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70 (B.1)

Robert Lauterborn:

birge beschränkt bleiben, hier aber in dem feuchten ozeanischen
Klima des Nordens mit den Mooren auch die Niederungen be-
siedeln. Selbst ein so typischer Bewohner der kühlen Gebirgs-
bäche wie Polycelis cornuta ist jüngst von M. Weber für einen
kleinen Bach der Veluwe, der in die Ijssel mündet, nachgewiesen
worden.
Während die für den Mittelrhein so charakteristischen medi-
terranen Pflanzen und Tiere das Siebengebirge kaum überschreiten,
folgt eine Anzahl Pflanzen, die dem Nordwesten Deutschlands
sonst fehlen oder hier doch nur selten auf treten, dem Rhein
weit in die Tiefebene hinein, teilweise bis Holland und bekunden
durch ihre Beschränkung auf Formationen im unmittelbaren Be-
reich des Stroms, daß dieser sie selbst aus dem Süden hierher ge-
leitet hat. Neben den eigentlichen Uferpflanzen wie Equisetum
ramosissimum, Allium schoenoprasum, Erysimum hieraciifolium,
Euphorbia stricta, Solidago canadensis, S. serotina, Aster salignus,
A. parviflorus, A. leucanthemus usw. gehören zu diesen Strom-
begleitern auch zahlreiche Pflanzen verschiedener trockener
Standorte, die sich am Niederrhein hauptsächlich auf den warmen
sandigen Rheinwiesen zusammenfinden wie Allium acutangulum,
A. scorodoprasum., Asparagus officinalis, Muscari botryoides, Orchis
ustulaius, Silene conica, Dianthus carthusianorum, Thalictrum
minus, Isatis tinctoria, Lepidium graminifolium, Arabis hirsuta,
Drabamuralis, Eru castrum Pollichii, Diplotaxis tenuifolia, D. mura-
lis, Sedum album, N. reflexum, Potentilla verna, Ulmaria fili-
pendula, Hippocrepis comosa, Coronilla varia, Polygala comosa,
Euphorbia Gerardiana, Salvia pratensis, Stachys recta, Veronica
teucrium, Orobanclie rubens, 0. caryophyllacea, G. arenarici usw.
Der Hauptstamm der Tier- und Pflanzenwelt des Nieder-
rheins und seiner Umgebung besteht aus Arten, die über die nord-
deutsche Tiefebene weiter verbreitet sind. Unter diesen gewinnen
für den Niederrhein als Endstrecke des Stroms eine besondere Be-
deutung die Formen mit ursprünglich nördlicher Verbreitung,
die als solche den oberen Strecken entweder völlig fehlen oder hier
nur an einzelnen vom Hauptgebiet durch weite Lücken getrennten,
gewissermaßen abgesprengten Fundorten auftreten, in den Ge-
birgen meist als Relikte der Glazialzeit, in der Ebene teilweise
vielleicht auch als Vorposten eines südwärts noch nicht ab-
geschlossenen V ordringens.
 
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