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Lauterborn, Robert ; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1918, 1. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms, 3 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.38876#0082
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74 (B.l)

Robert Lauterborn:

Relikte einer Zeit darstellen, in welcher der biologische Zusammen-
hang mit dem Südosten noch ein innigerer war als jetzt. Wenn
wir nun weiter berücksichtigen, daß beide Vögel mit besonderer
Vorliebe auch die rohrreichen Steppenseen des südlichen Rußlands
und Zentralasiens bewohnen, so hegt die Vermutung nahe, daß
Löffelreiher und Bartmeise sich in der postglazialen Steppenzeit
einst weiter nach Westen verbreiteten, wo sie sich an einzelnen
besonders günstigen Örtlichkeiten bis auf den heutigen Tag er-
hielten1.
Wandel des Faunen- und Florencharakters am Nie-
derrhein seit dem Tertiär. — Als Rhein und Maas im Plio-
zän ihre Kieseloolithschotter ablagerten, trug die Flora und Fauna
im Gebiet des Niederrheins noch einen mehr oder weniger sub-
tropischen Charakter. Das bezeugen namentlich Pflanzenreste
aus der Umgebung von Altenrath, Odenkirchen usw., unter
denen tertiäre Typen wie Taxodium distichum, Cinnamomum
in mehreren Arten, Liquidambar, Benzoin, Laurus, Ficus1 Zi-
zyphus, Planera neben Castanea, Juglans, Laurus, Populus,
Salix, Fraxinus, Quercus, Ulmus, Fagus vorherrschen. Einer
jüngeren Zeit, wo das Klima gegen früher bereits kühler
aber immer wohl noch etwas wärmer war als jetzt, gehören
die überaus pflanzenreichen Tone von Tegelen an der Maas an,
aus denen Cl. und E. M. Reid (1907, 1910) nicht weniger als 135
Arten nachgewiesen haben, weiter die Tone vom Wylerberg bei
Cleve, die Stoller (1910) untersuchte. Die genauere zeitliche
Einordnung der Schichten ist allerdings noch etwas umstritten.
Reid rechnet sie aus phytopalaeontologischen Gründen zum oberen
Pliozän und betrachtet sie, wie schon Dubois (1904) als gleich-
1 Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Vorkommen dieser Vögel zeigt das
unvermittelte Auftreten des Welses (Silurus silurus) in Holland. Dieser dem
Rhein ursprünglich fehlende aber im Osten Europas, in den Flüssen des
Schwarzen Meeres bis herauf zu denen der Ostsee verbreitete Fisch bevölkerte
als „Meerval“ ehedem in mächtigen Exemplaren das Haarlemer Meer und
wurde hier bis zu dessen Trockenlegung um die Mitte des 19. Jahrhunderts
gefangen. Auch im Uddeler Meer in der Veluwe kam er früher vor, hier
nach der Überlieferung zur Zeit des Prinzen Wilhelm V. von Holland
(1751—1795) aus Ungarn eingeführt. Eine ähnliche schon früher erfolgte
künstliche Einbürgerung hat auch für den WTels des Haarlemer Meeres mehr
Wahrscheinlichkeit für sich als etwa die Annahme einer Einwanderung des
Fisches vom Hochrhein her, als dieser noch mit der Donau in Verbindung
stand.
 
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