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Bluntschli, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 6. Abhandlung): Anatomie als pädagogische Aufgabe — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36558#0025
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Anatomie als pädagogische Aufgabe. (B. 6) 25
ßerem Kontakt zwischen Anatom, Physiolog, Patholog und Kli-
niker lösbar und hier halte ich ein stärkeres Zusammenarbeiten
für äußerst fruchtbringend. Die alte Aufgabe des Theatrum anato-
micum ersteht von neuem. Das Bedürfnis geht nicht nach einer
rein systematischen Vorlesung mit auch noch so reichen Demon-
strationen, sondern nach in sich abgeschlossenen, alle in Betracht
kommenden Seiten der Fragestellung, Wiederholung des Tatsäch-
lichen und seines Werdeganges, wie physiologische Beurteilung
und klinische Beleuchtung erfahrenden Einzeldarstellungen in
Theorie und natürlichen Präparaten. Jede Stunde sollte innere
Abrundung haben und der Inhalt so oft als möglich in Beziehung
zu dem stehen, was gerade in den verschiedenen Kliniken systema-
tisch behandelt wird. Darum sollte der anatomische Lehrer die
Mühe nicht scheuen, sich stetig mit den Klinikern über ihre Lehr-
tätigkeit zu besprechen und sich freudig in den Dienst einer
gemeinsamen Sache stellen, an der alle Teile volles Interesse
haben. Ja ich hoffe, daß wieder die Zeit kommen wird, da jede
Woche ein oder zwei Stunden von den Klinikern besonders frei-
gehalten werden für die Besprechung von rein oder vorwiegend
anatomischen Problemen, und daß in diesen Stunden Lehrer und
Schüler sich versammeln um immer wieder die sichere Basis zu
vertiefen, auf der die ärztliche Kunst ruht. Geht eine gemeinsame
Besprechung der verschiedenen Lehrer über den Inhalt der betref-
fenden Unterrichtsstunden voraus, beleuchten sie vielleicht sogar
nacheinander dasselbe Problem von verschiedenen Seiten, dann
gewinnen solche Stunden größere Bedeutung als sie heute dem
topographisch-anatomischen Unterricht für klinische Studierende
zukommen. Der Patholog bräuchte, meiner sicheren Überzeugung
nach, diese vermeintliche Konkurrenz seiner Lehraufgabe durchaus
nicht zu fürchten, es sind doch in sehr Vielem ganz andere Gesichts-
punkte und ganz andere Teilfragen, die hier in Betracht kommen.
Wer das entscheidende Ziel erkennt, das hier in Trage steht, muß
wohl diesen Gedankengängen beipflichten, und wo ein Wille ist,
da läßt sich auch ein Weg finden.
2. Die allgemeine Bildungsaufgabe der Anatomie für
Studierende aus allen Lakultäten und für weitere Kreise
von Bildungsbeflissenen.
Es gab eine Zeit, und sie liegt noch gar nicht so weit hinter
uns, da konnten nicht wenige Juristen und Philosophen, bisweilen
sogar Theologen, in ihren Selbstbiographien schreiben, daß sie bei
 
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