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Stein, Karl vom und zum; Gradenwitz, Otto [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 12. Abhandlung): Der Freiherr vom Stein an Fritz Schlosser auf Stift Neuburg bei Heidelberg: 29 Briefe und eine Skizze ; nebst einem Anh. ; mit 3 Faks. — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32158#0027
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Frh. vom Stein imd Schlosser.

27

des würdigen H. v. üüedtträ ist erfreulich und seelenerhebeud — nröge ihn
eine Väterliche Vorsehung noch lange Kraft und Freudigkeit ertheilen —
diesem meinen Wunsch bitte ich E Wohlgebohrn ihm auszusprechen. Seine
IVtztertziktz und seinen Schlachtgesang hoffe ich in I>ln88nrr wo rch im
25 sehn werde vorznfinden

Die Wohnung des H. Gf. v. Nüllirrerr am Vlrrrnsr See hat eine hirnlische
Lage, ihm rst gewiß wohl, in seiner Einsanrkeit, in der Erinerung eines
dem Vaterland irr den stnrmischen Zerten der Schweitzer tlsvolrrtiorr mit
großen Aufopserungen, unter großen Gefahren verwandten Lebens, im
30 vollen Genuß des inern Friedens, den ihn sein fromer christlicher Sin,
sichert.

Soll man dem Greisen Alter eine lange Fortdauer wünschen? ich
glaube aus Ersahrung nein — täglrch lösen sich die Bande des Jrdischen,
unsere Freunde gehen heim, imer wird es einsamer um uns, die Kräste
35 schwinden mrt ihnen die Möglichkeit in Geschäfte einzugreifen — das neue
Geschlecht gehört dem alten nicht an. Jch gestehe, ich wünsche nreinen
Heimgang, und mich zrr ihm vorzubereiten ist nrein ernstes wichtigstes Ge-
schäst — möge er nahe und sanst sehn, im Vertrauen arrf den Versöhner

Ohnerachtet dieser allgemeinen Ansicht ueber das Zertliche, so snche ich
40 denoch Jnteresse an Geschäften und Wissenschaften zu erhalten, ich ward
im Somer und Herbst vorbereitend, und im Winter eingreisend und mit-
würkend durch die ständrsche proviireia.1 Angelegenheiten sehr ernsthast in
Anspruch genomen werden, meine Absicht rn gleichen Beziehungen nach
Lsrlirr im Nar^ zu gehen, ward durch meine Krankheit vereitelt.

45 Die sranzösische politische und hrstorische Litteratur nimt einen ernsten
gründlichen Charakter

Jhre geschichtlrche Arbeiten beziehen sich nicht aus Hofgeschichte, sondern
arrs die Geschichte der Jnstitntionen des Volks z. B. Hrzwrr^, (ärri^ot,
ihre Staatsrechtlichen Arbeiten sind nicht rmstcrpolitiLells IItopi3etis
50 Tränme, sondern sind aus dem praktischen Leben genomen, und alles ver-
einigt sich in F(ran)kreich Arzt, Naturhistoriker, u. s. w. um das Studium
der deutschen Wissenschaft zu empfehlen z. B. die sehr gescheute Ilsvrrs
krarieains —

Dieß rst erfreulich, rhre Verfassung cntwickelt sich, tritt in das praetiselltz
55 Leben, die Iirtrigrra.rlltzrr Deklamatoren müssen dem gesunden praotiselrtzir
Menschenverstand Platz machen

So weit entfernt das Werk, des H. Nolitor aus meinem Bereich liegt,
so will rch denoch gern auf 3. Jahr jährlich 2 Oarolirr beytragen, ich werde
sie an Sie auszahlen lassen
60 Utziiair letztes Werk habe ich nicht gesehen —

Da die 28 Heste der looiroirograpllie äsL Ooirtsirrpsoraiirs) einen Banid
ausmachen, so bitte ich ihn an H. Ingsl abzugeben, um ihn binden zrr lassen.
Zu der leoirogr. krairoaintz habe ich keine Lust. Es ist aber bey OaIig(ir)airi
im Urrstzs traireai8 eine Kupferst(ich) Samlung aller vor 1813 im Pariser
65 Nrr.860 besindlichen Gemählde — haben E Wohlgebohrn etwas davon ge-
sehen? gelingt dieses Kupferwerk so hätte man die Kupserstiche der schönsten
jetzt in Europa herumzerstreuten Gemählde.

Enrpsehlen Sie mich dem wohlwollendcn Andenken Jhrer Frau Ge-
 
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