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Weber, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 7. Abhandlung): Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32153#0039
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Ein Hermes-Tempel cles Kaisers Marcus.

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dem Arsinoeion (Anm. 112), oder kleinen Wegkapellen (Nr. 9, 10);
zumal wir ruhig annehmen können, daß gewiß nicht alle das
ungeheuer schwere Steingewölbedach trugen; denn oft wurde das
leichtere Material, das beim Hausbau ausgeprobt, billig und leicht
zu reparieren war, angewandt, schon um Mat.erial für die Seiten-
wände zu sparen. Derartige Fragen waren außer Erwägung, wenn
es sicb um Staatsgebäude handelte, die dem Willen oder gar
der Laune eines Herrschers ihr Dasein dankten.

Auch das ist wohl erledigt, daß die auf den Münzen darge-
stellten Typen „Tabernakel“ seien. Was wir an heiligen Schreinen
haben, sieht anders .aus; allein die Bedeutung des Determinativs
und seine Anwendung auf noch vorhandene Kioske wie die Ver-
breitung über das Land lehrt, daß es wirklich „Tempel“ sind. —

V

II. Die tibertragungen.

Die leichten Holzbauten, die schon vorptolemäisch exi-
stierten 128), sind mit Übernahme des Giebelschmucks immer
wiederbolt worden und treten in mancherlei Formen in schwereres
Material übersetzt auf: als Kultkiosk, Grabkapelle, Gartenhaus,
Kabine, der Bogen ist über der Tür, als Schmuck auf dem Altar.
Da die kleinen Leute des Grabbaus nicht entbehren wollen, wird
für sie wenigstens die Fassade auf den Stelen wiederholt. -
Noch eins sei kurz gestreift. Die Kioske Nr. 7, 40 dienen dem
Kult. lhrem Charakter nach gehören sie zu den Anm. 96 an-
geführten Bauten. Der nubische allein hat noch Reste des ge-
raden Dachabschlusses, der von Pliilä 129) ist unvollendet, der
von Dendera ist hypäthral, weil die Last des geraden Steindaches
zu stark ist. Ist es möglich, daß sie ein leichtes Holzdach
trugen ?

III. Die Wirkung.

Die Wirkung des neuen Stils war siclier zweifacher Art:
1. Kopie und Entwicklung des Ganzen. 2. Übernahme und Aus-
bildung von einzelnen seiner Glieder.

128) Es ist umnöglich, hier die bekannlen Formen aufzuzählen. Müller,
S. 2, 7 ; Perrot-Chipiez 121, Fig. 84 u. s.

129) Strzygowski, Zeitschr. f. Gesch. d. Arch., I, S. 5, sieht in ihm
das ältes'e bekannte Beispiel und faßt ihn als persischen Baugedanken in
ägyptischer Einkleidung.
 
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