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C. Bezold:
der Assyriologie. Und nicht zum mindesten deshalb habe ich
Sie heute eingeladen, die verschlungenen und zum Teil dornigen
Pfade mit mir zu durchwandeln, die, wie ich glaube, allein zur
Lösung dieses Problems führen können, über dessen Erörterung
Sie mir zum Schluss noch einige Worte gestatten mögen.
Nach der Lehre Stucken’s und Winckler’s und nach ihrer
»Formel« hätte man bereits in Altbabylonien den 8- und den
19 jährigen Schaltzyklus, hätte man eine Finsternisperiode, dazu
auch annähernd den Planetenlauf, ferner den zu 50" gerechneten
jährlichen Betrag der »Präcession«, ja sog'ar die Phasen der
Venus u. s. w. u. s. w. gekannt! — Sehen wir nun zu, woraus
die Panbabylonisten ihr Wissen ableiten ! — Die Kenntnis des
igjährig'en und schliesslich auch die des 8 jährigen Zyklus
scheidet nach der allerneuesten Schrift eines Vertreters dieser
Lehre wieder aus 92). — Auch die Existenz der 18 jährigen Mond-
finsternisperiode ist, wie stillschweigend zugegeben wird, für
Altbabylonien durch keine Inschriftstelle bezeugt. Aber, so
werden wir belehrt, schon die — aus dem Mittelalter auf uns
gekommene — Benennung der Mondknoten, des aufsteigenden
als »Drachenkopf« und des absteigenden, eventuell mit einer
Finsternis zusammenhängenden, als »Drachenschwanz«, »deutet
auf babylonische Astralmythologie«, und ein mythologischer Text
aus der Bibliothek Assurbanipal’s, »der den Kampf und Sieg des
Frühjahrsmondes mythologisch schildert und sicher« (!) »aus alt-
babylonischer Zeit stammt, verrät, dass die Babylonier den Zu-
sammenhang der Mondphasen mit demLicht derSonne kannten« 93).
— Ueber die Umlaufszeiten der Planeten sind abermals nach
allseitigem Zugeständnis keine altbabylonischen Texte bekannt
geworden; aber die Panbabylonisten versichern : zwei Keilschrift-
texte, abermals aus der Bibliothek Assurbanipal’s — »würden . . .
die Planeten in der wissenschaftlich richtigen und vor allem
einzig natürlichen. Reihe ihrer Bewegungen (Umlaufszeiten)
nennen«, wenn — ja wenn — man ihre Namen vertauschte.
»Dass die Babylonier schon in alten Zeiten fähig' waren, die
siderischen scheinbaren Umlaufszeiten der Planeten zu beobachten,
halten wir . . . für sicher. Es wäre hann auch nur natürlich,
dass die Anordnung und Aufzählung in alten Zeiten dieser
Beobachtung entsprach, bis höhere Gründe kosmisch-mytho-
logischer Art die Aenderung der Reihenfolge herbeiführten« 9i).
Auch dafür, dass die alten und ältesten Babylonier die
C. Bezold:
der Assyriologie. Und nicht zum mindesten deshalb habe ich
Sie heute eingeladen, die verschlungenen und zum Teil dornigen
Pfade mit mir zu durchwandeln, die, wie ich glaube, allein zur
Lösung dieses Problems führen können, über dessen Erörterung
Sie mir zum Schluss noch einige Worte gestatten mögen.
Nach der Lehre Stucken’s und Winckler’s und nach ihrer
»Formel« hätte man bereits in Altbabylonien den 8- und den
19 jährigen Schaltzyklus, hätte man eine Finsternisperiode, dazu
auch annähernd den Planetenlauf, ferner den zu 50" gerechneten
jährlichen Betrag der »Präcession«, ja sog'ar die Phasen der
Venus u. s. w. u. s. w. gekannt! — Sehen wir nun zu, woraus
die Panbabylonisten ihr Wissen ableiten ! — Die Kenntnis des
igjährig'en und schliesslich auch die des 8 jährigen Zyklus
scheidet nach der allerneuesten Schrift eines Vertreters dieser
Lehre wieder aus 92). — Auch die Existenz der 18 jährigen Mond-
finsternisperiode ist, wie stillschweigend zugegeben wird, für
Altbabylonien durch keine Inschriftstelle bezeugt. Aber, so
werden wir belehrt, schon die — aus dem Mittelalter auf uns
gekommene — Benennung der Mondknoten, des aufsteigenden
als »Drachenkopf« und des absteigenden, eventuell mit einer
Finsternis zusammenhängenden, als »Drachenschwanz«, »deutet
auf babylonische Astralmythologie«, und ein mythologischer Text
aus der Bibliothek Assurbanipal’s, »der den Kampf und Sieg des
Frühjahrsmondes mythologisch schildert und sicher« (!) »aus alt-
babylonischer Zeit stammt, verrät, dass die Babylonier den Zu-
sammenhang der Mondphasen mit demLicht derSonne kannten« 93).
— Ueber die Umlaufszeiten der Planeten sind abermals nach
allseitigem Zugeständnis keine altbabylonischen Texte bekannt
geworden; aber die Panbabylonisten versichern : zwei Keilschrift-
texte, abermals aus der Bibliothek Assurbanipal’s — »würden . . .
die Planeten in der wissenschaftlich richtigen und vor allem
einzig natürlichen. Reihe ihrer Bewegungen (Umlaufszeiten)
nennen«, wenn — ja wenn — man ihre Namen vertauschte.
»Dass die Babylonier schon in alten Zeiten fähig' waren, die
siderischen scheinbaren Umlaufszeiten der Planeten zu beobachten,
halten wir . . . für sicher. Es wäre hann auch nur natürlich,
dass die Anordnung und Aufzählung in alten Zeiten dieser
Beobachtung entsprach, bis höhere Gründe kosmisch-mytho-
logischer Art die Aenderung der Reihenfolge herbeiführten« 9i).
Auch dafür, dass die alten und ältesten Babylonier die