Metadaten

Schubert, Hans von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 3. Abhandlung): Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern — Heidelberg, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32165#0016
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16

Hans von Schubert:

es scheint, auch schon früher ira 3. Jahrhundert mehrfach in der
Nachbarschaft cler Hunnen an der Donau auftauclrt (Zos. I, 27.
31).10) Ist Sokrates eine völlige Verwirrung zuzutrauen? Wer ist
wohl sein Gewährsmann?
F. Geppert, cler zuerst „clie Quellen des Kirchenhislorikers So-
krates Scliol.“ (Leipzig 1898, Stud. zur Gesch. der Theol. und der
Kirche, herausgeg. von Bonwetsch und Seeberg, III, 4) untersucht
hat, stellt clen weiten Umfang fest, den bei unserem Schriftsteller
die Benulzung mündlicher Tradition einnimmt (S. 15 f., 59, 65).
In den Prooemien zum 5. und 6. Buch weist dieser selbst. darauf hin.
Wir wissen, dafi er den greisen Auxanon für seine Nachrichten
über die Novatianer zum Gewährsmanne hatte, die meisten anderen
kennen wir nicht. Durch solche Entstehung erhält sein Werk zumal
in den letzten Teilen (bis 439) das Lebenclige, aber auch clas viel-
fach Zusannnenhangslose uncl Anekdotenhafte. Das erstere kann
man zum Beispiel an clem berühmt gewordenen, in Kingleys
meisterhaftem B.oman sorgfältig benutzten Bericht über das Marty-
rium cler heiclnischen Philosophin Hypatia in Alexandrien VII, 13u)
sehen, den er gewiß dem clort genannten alexandrinischen Arzt
Adamantius verdankte. Das letztere fällt besonclers in den Partien
auf, clie schon dem Stoffe nach vom grohen Gange der eigentlich
kirchlichen Ereignisse abliegen, wie der Darstellung des Perserkriegs
VII, 18—20. Mit Recht sagt Geppert, daß niemand ein zusammen-
hängendes Bild daraus gewinnen könne und Sokrates vermutlich
einzelne Episoden aus Erzählungen verschiedener Kriegsteilnehmer
in untergeordneten Stellungen zusammengestellt habe. Der leitende
Gesichtspunkt, unter den er das Ganze bringt, ist cler, clafi Gott die
Perser für ihre Verfolgung der Ghristen strafen wollte. Engel Gottes
erschienen Wanderern in Bithynien und hiefsen sie, in der Haupt-
stadt clen künftigen Sieg zu verkündigen. Die Erzählung vom Usurpa-
tor Johannes in Rom, VII, 23, trägt verwandten Charakter. Da auch
hier der im Perserfeldzug siegreiche Ardaburius die Llauptrolle spielt,
so liegt es nahe anzunehmen, daß Sokrates diese anekdotenhafte
Erzählung nur cleshalb einflicht, weil ihm derselbe Gewährsmann

10) Bopavoi be Kai Tötöoi icai Kdp-rroi Kai OöpouYoOvboi (Yevr) be xauxa nepi
töv ylaTpov oiKouvTa). Zosimus identifiziert dicse „Urugunden“ jedenfalls seiner-
seits nicht mit den „Burgundern“, die er wenige Kapitei später (68) mit den Van-
dalen zusammenstellt. Ganz verständig über Sokrates Rückert, S. 270, A. 3.
n) Vgl. H. v. Schqbert, Hypatia von Alexandrien in Wahrheit und Dichtung,
Preufi. Jahrb. 1906, S. 42 ff,
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften