Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline.
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eingegangen, und die Stelle, wo sie abgedruckt ist, mit um so
größerer Gewissenhaftigkeit beigeschrieben, als nach diesen Auf-
zeichnungen offenbar die Verrechnungen erfolgten. Ein Rezensenten-
verzeichnis löst die Bedeutung dieser Nummern auf: so ist z. B.
mit 1 Goethe, mit 4 Schiller, Schelling aber mit 409 gemeint. Fast
alle bedeutenden Namen jener Zeit fmden sich in diesem Katalog.
Nur Hegel fehtt. Auch er war von Goetlie zur Teilnahme aufgefordert
worden (Br. vom 15. Dez. 1803 Weimarer Ausgabe XVI, 4779). Aber
die Proberezension, die er einsendete, stellte Goethe nicht zufrieden,
und seither hat Hegel nichts mehr tDeigetragen.
Aus diesen Belegen6) ergibt sich nun, wolil zur allgemeinen
Überraschung, daß die in jenem Brief von Schelling erwähnte
Rezension eine Besprechung von A. v. Kotzebues „Ivleinen Ro-
manen, Erzählungen usw.“ gewesen ist. Aber nicht genug damit.
Bei weiterer Nachforschung kamen noch eine ganze Reihe ähn-
licher Beurteilungen ans Tageslicht, die atle in den Akten unter
dem Namen Schelling gehen. Aber darum müssen sie noch
keineswegs auch alle von ihm selbst verfaßt sein. Eine eingehendere
Untersuchung konnte vielmehr mit Bestimmtheit feststellen, daß ein
groher, ja der größere Teil derselben Carolinen zuzuweisen ist. Mit
diesen R.ezensionen hat es nun eine eigene Bewandtnis. Schon am
20. Juni 1804 hatte sich Eichstädt an Schelling mit der Bitte ge-
wandt, ihm einen tüchtigen Mitarbeiter im Fache der schönen Lite-
ratur zuzuweisen. Die Belletristik, das war überhaupt für den Re-
dakteur der Literatur-Zeitung eine böse Sache! Schon in den ersten
Monaten des Bestehens der neuen Zeitung mußte Eichstädt Goetlie
sein Leid klagen, wie schlimm es sei, „daß zu den gewöhnlichen
Produkten der sogenannten Belletristik vorzügliche Pmzensenten
sich nicht verstehen, und jene Produkte gleichwohl angezeigt werden
müssen, schon der Verleger ha(l)ber“.7) W. Schlegel, von dem man
6) Zu diesen Ouellen, auf die ich durch einen freundlichen Hinweis von
Herrn A. Leitzmann in Jena aufmerksam gemacht worden bin, kommen noch
die ungedruckten Briefe Eichstädts an Schelling, in Scheliings Nachlaß, deren
Benutzung mir in dankenswertester Weise gestattet wurde. Das Studium aller
dieser Akten an Ort und Stelle ist mir durch eine Unterstützung der Ileidel-
berger Akademie der Wissenscliaften ermöglicht worden, für die ich auch liier
meinen Dank abstatte. Yor allem ist aber der Verfasser Geh. Rat Wjndel-
band für mannigfaltige Förderung dieser Arbeit verpflichtet.
7) Brief von Eichstädt an Goethe v. 15. April 1804 in den im Goethe-
Archiv befmdlichen „Acta, die allgemeine Jenaische Literalur-Zeitung betr.‘\
1804, Vol. III, 80.
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eingegangen, und die Stelle, wo sie abgedruckt ist, mit um so
größerer Gewissenhaftigkeit beigeschrieben, als nach diesen Auf-
zeichnungen offenbar die Verrechnungen erfolgten. Ein Rezensenten-
verzeichnis löst die Bedeutung dieser Nummern auf: so ist z. B.
mit 1 Goethe, mit 4 Schiller, Schelling aber mit 409 gemeint. Fast
alle bedeutenden Namen jener Zeit fmden sich in diesem Katalog.
Nur Hegel fehtt. Auch er war von Goetlie zur Teilnahme aufgefordert
worden (Br. vom 15. Dez. 1803 Weimarer Ausgabe XVI, 4779). Aber
die Proberezension, die er einsendete, stellte Goethe nicht zufrieden,
und seither hat Hegel nichts mehr tDeigetragen.
Aus diesen Belegen6) ergibt sich nun, wolil zur allgemeinen
Überraschung, daß die in jenem Brief von Schelling erwähnte
Rezension eine Besprechung von A. v. Kotzebues „Ivleinen Ro-
manen, Erzählungen usw.“ gewesen ist. Aber nicht genug damit.
Bei weiterer Nachforschung kamen noch eine ganze Reihe ähn-
licher Beurteilungen ans Tageslicht, die atle in den Akten unter
dem Namen Schelling gehen. Aber darum müssen sie noch
keineswegs auch alle von ihm selbst verfaßt sein. Eine eingehendere
Untersuchung konnte vielmehr mit Bestimmtheit feststellen, daß ein
groher, ja der größere Teil derselben Carolinen zuzuweisen ist. Mit
diesen R.ezensionen hat es nun eine eigene Bewandtnis. Schon am
20. Juni 1804 hatte sich Eichstädt an Schelling mit der Bitte ge-
wandt, ihm einen tüchtigen Mitarbeiter im Fache der schönen Lite-
ratur zuzuweisen. Die Belletristik, das war überhaupt für den Re-
dakteur der Literatur-Zeitung eine böse Sache! Schon in den ersten
Monaten des Bestehens der neuen Zeitung mußte Eichstädt Goetlie
sein Leid klagen, wie schlimm es sei, „daß zu den gewöhnlichen
Produkten der sogenannten Belletristik vorzügliche Pmzensenten
sich nicht verstehen, und jene Produkte gleichwohl angezeigt werden
müssen, schon der Verleger ha(l)ber“.7) W. Schlegel, von dem man
6) Zu diesen Ouellen, auf die ich durch einen freundlichen Hinweis von
Herrn A. Leitzmann in Jena aufmerksam gemacht worden bin, kommen noch
die ungedruckten Briefe Eichstädts an Schelling, in Scheliings Nachlaß, deren
Benutzung mir in dankenswertester Weise gestattet wurde. Das Studium aller
dieser Akten an Ort und Stelle ist mir durch eine Unterstützung der Ileidel-
berger Akademie der Wissenscliaften ermöglicht worden, für die ich auch liier
meinen Dank abstatte. Yor allem ist aber der Verfasser Geh. Rat Wjndel-
band für mannigfaltige Förderung dieser Arbeit verpflichtet.
7) Brief von Eichstädt an Goethe v. 15. April 1804 in den im Goethe-
Archiv befmdlichen „Acta, die allgemeine Jenaische Literalur-Zeitung betr.‘\
1804, Vol. III, 80.