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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph; Schelling, Caroline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Frank, Erich [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 1. Abhandlung): Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline in der Neuen Jenaischen Literatur-Zeitung — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32876#0016
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8

Erich Frank :

sich gerade in diesem Fache viel versprochen hatte — waren doch
der alten Jenaischen Literatur-Zeitung in einem Zeitranm von nicht
mehr als 4h2 Jahren fast 300 Rezensionen von ihm eingesendet
worden8 9) — schien anfangs die neue Zeitung im Stich lassen zu wollen.
In cler Tat hat er his zmn Jahre 1808 nur acht Prezensionen geliefert
(von Böcking in den Werken Bd. XII, 157 ff. abgedruckt).8) Da schlug
Goethe Schiller als Rezensenten für dieses Fach der Literatur vor
(Weimarer Ausgabe IV Nr. 4958). „Mit ITilfe dieses vortrefflichen
Mannes“, antwortete Eichstädt, „würde freiiich in dem belletristischen
Fache bald und glücklich aufgeräumt werden, wenn er nur Lust
und Mut genug behielte. Aber“, fügte er gleich hinzu, „eigene Er-
fahrung flößt einiges Mifitrauen in die Beharrlichkeit ein, welches
ich Schillern selbst nicht verhehlt habe.“ (Br. v. 22. Juli 1804 in
in den „Akten“ VoL III, 129.) Dieses Mißtrauen erwies sich nur
als zu berechtigt. Tatsächlich hat die Literatur-Zeitung nie einen
Beitrag von Schiller erhalten. In dieser Not kam nun Eichstädt
von Schelling Hilfe. Am 20. Dezember 1804 (Plitt II, 43.) schreibt
er dem Redakteur: „Wegen des Mitarbeiters im Fache der schönen
Literatur weifi ich keinen andern Vorschlag zu tun als diesen:
Schicken sie eine Anzahl Bücher aus diesern Fache hierher an mich.
Sie erhalten davon Rezensionen. Finden sie diese gut, so über-
nehme ich ein für alle Mal die Besorgung und kann für eine An-
zahl Beyträge von derselben Hand stehen.“ Eichstädt willigte mit
Freuden ein. Denn es war nicht schwer zu erraten, dafi „der vor-
geschlagene Recensent am Ende wohl eine Recensentin sein wircl“,
(Br. an Goethe v. 30. Dez. 1804 in cten „Acta“), und Caroline konnte
Eichstädt als Verfasserin mancher von W. Schlegel der alten Literatur-
Zeitung eingesandten Rezension nicht unbekannt sein.9) Und so
schickte er gleich nach Empfang des Briefes eine „kleine Anzahi
sogenannter belletristischer Produkte von der Expedition ab“, um,
wie er sicli Goethe gegenüber ausdrückte, „eine Probe zu machen“.
(Br. Eichstädts an Goethe v. 30. Dez. 1804, Akten Vol. III, 168). Aus
clen Akten können wir noch feststellen, welche Bücher das ge-
wesen sein müssen: 'Bürde’, 'Calezki', 'Nathan der Weise’ (Travestie),

8) Haym, Bomant. Schule, S. 165. Ygl. Schriften der Goethe-Gesell-
schaft, Bd. XIII (Goethe und die Romantik), S. 142—172.
9) Die Rezensionen Carolinens hat Schlegel in seiner Ausgabe der „Kri-
tischen Schriften“ vom Jahre 1827 mit einem Sternchen bezeichnet, als die
einer Frau, „welche alle Talente besaß, um als Schriftstellerin zu glänzen,
deren Ehrgeiz aber nicht darauf gerichtet war“.
 
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