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Erich Frank :
Literatur-Zeitung eine Rezension über Schellings naturphilosophische
Schriften zurückgewiesen und clamit den Anlab zum Bruche Schel-
lings rnit ihr gegehen hatte.13) Demonstrativer hätte der von der
aiten ganz verscliiedene Charakter der neuen Literaturzeitung nicht
betont werden können. Dab nun schließlich die Zeitung doch nicht
in dem Maße ein Ausdruck der neuen romantischen Bewegung wurde,
wie Goethe es ursprünglich offenbar beabsicbtigt hatte, daran dürfte
der Redakteur Eichstädt schuld gewesen sein, der von seinern mehr
merkantilischen Stanclpunkte aus es nicht für ratsam hielt, daß
die Literaturzeitung sich nach einer bestimmten Richtung hin fest-
lege. So wußte er es gleich anfangs bei Goethe durclizusetzen,
daß neben Schelling auch dessen Gegner Reinhold als Rezensent
im philosophischen Fache angenommen wurde14), ,,weil die anclere
Partey auch in Leipzig recht geflissentlich das Gerücht verstreut
hat, daß unsere Zeitung nur die Schellingische Philosophie pre-
digen werde“ (ungedruckt im Goethe-Schiller-Archiv, ,,Akten“ Vol. II).
Aber trotzdem wird man einer Zeitschrift, zu deren bedeutendsten
Mitarbeitern (neben Goetlie, Johannes von Müller, Voß und Rein-
hold) Schelling, Garoline, W. Schlegel, Schleiermacher, Steffens,
Greuzer, Savigny, Solger, Baader und Oken gehörten, clen roman-
tischen Gharakter — wenigstens in den ersten Jahren ihres Be-
stehens — nicht ganz absprechen können.15)
13) S. Schelling, WWI, 3, S. 635—658 = Zeitschrift f. spekulative
Physik, 1800, Bd. I, 49—99; an dieser letzten Stelle hat auch die erste
Rezension Steffens’ ihren Platz gefunden. Vgl. Kuno Fischer, Schelling,
Fteidelberg 19023, S. 85—90.
14) Reinhold besprach in Nr. 106 v. 4. Mai 1805 Müllers Lehre vom
Gegensatz, in Nr. 279 f. v. 21 f. Nov. 1804 Fichtes sonnenklaren Bericht, in
der Nr. 94 v. 19. April 1804 Köppen „Schellings Lehre“, in Nr. 7 1812
Fichtes Wissenschaftslehre u. a.
15) Indessen hat Bobeth in seinem interessanten Buche über die „Zeit-
schriften der Romantik“, Leipzig 1911, die neue Jenaische Literatur-
Zeitung niclit ausführlicher behandelt, offenbar, weit er sicli auf das Material
der Veröffentlichungen der Bibliographischen Gesellschaft über diesen Gegen-
stand hat beschränken vvollen.
Erich Frank :
Literatur-Zeitung eine Rezension über Schellings naturphilosophische
Schriften zurückgewiesen und clamit den Anlab zum Bruche Schel-
lings rnit ihr gegehen hatte.13) Demonstrativer hätte der von der
aiten ganz verscliiedene Charakter der neuen Literaturzeitung nicht
betont werden können. Dab nun schließlich die Zeitung doch nicht
in dem Maße ein Ausdruck der neuen romantischen Bewegung wurde,
wie Goethe es ursprünglich offenbar beabsicbtigt hatte, daran dürfte
der Redakteur Eichstädt schuld gewesen sein, der von seinern mehr
merkantilischen Stanclpunkte aus es nicht für ratsam hielt, daß
die Literaturzeitung sich nach einer bestimmten Richtung hin fest-
lege. So wußte er es gleich anfangs bei Goethe durclizusetzen,
daß neben Schelling auch dessen Gegner Reinhold als Rezensent
im philosophischen Fache angenommen wurde14), ,,weil die anclere
Partey auch in Leipzig recht geflissentlich das Gerücht verstreut
hat, daß unsere Zeitung nur die Schellingische Philosophie pre-
digen werde“ (ungedruckt im Goethe-Schiller-Archiv, ,,Akten“ Vol. II).
Aber trotzdem wird man einer Zeitschrift, zu deren bedeutendsten
Mitarbeitern (neben Goetlie, Johannes von Müller, Voß und Rein-
hold) Schelling, Garoline, W. Schlegel, Schleiermacher, Steffens,
Greuzer, Savigny, Solger, Baader und Oken gehörten, clen roman-
tischen Gharakter — wenigstens in den ersten Jahren ihres Be-
stehens — nicht ganz absprechen können.15)
13) S. Schelling, WWI, 3, S. 635—658 = Zeitschrift f. spekulative
Physik, 1800, Bd. I, 49—99; an dieser letzten Stelle hat auch die erste
Rezension Steffens’ ihren Platz gefunden. Vgl. Kuno Fischer, Schelling,
Fteidelberg 19023, S. 85—90.
14) Reinhold besprach in Nr. 106 v. 4. Mai 1805 Müllers Lehre vom
Gegensatz, in Nr. 279 f. v. 21 f. Nov. 1804 Fichtes sonnenklaren Bericht, in
der Nr. 94 v. 19. April 1804 Köppen „Schellings Lehre“, in Nr. 7 1812
Fichtes Wissenschaftslehre u. a.
15) Indessen hat Bobeth in seinem interessanten Buche über die „Zeit-
schriften der Romantik“, Leipzig 1911, die neue Jenaische Literatur-
Zeitung niclit ausführlicher behandelt, offenbar, weit er sicli auf das Material
der Veröffentlichungen der Bibliographischen Gesellschaft über diesen Gegen-
stand hat beschränken vvollen.