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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph; Schelling, Caroline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Frank, Erich [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 1. Abhandlung): Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline in der Neuen Jenaischen Literatur-Zeitung — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32876#0019
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Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline.

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Ansehens, darin aber auch der ihres späteren Verfalls. Denn indem
diese Zeitung am starren Kantianismus selbst in einer Zeit noch
festhielt, wo die Philosophie durch Fichte und Schelling schon längst
über cliesen engen Standpunkt hinausgeführt worden war, mußte es
notwendig zum Bruche gerade der kräftigsten und hoffnungsvollsten
Talente mit ihr kommen. Haym hat ausführlich den Streit Schlegels
und Schellings mit der Literatur-Zeitung erzählt. (Romant. Schule,
S. 739 ff.) Die Folge des Abfalles cler Führer war, daß sich die ganze
romantische Schule von cler Zeitung abwandte, und nun ging es schnell
mit ihr bergab. Da glaubte cler Redakteur Schütz den drohenderi
Verfall clurch eine Verpflanzung des Blattes nach Halle aufhalten zu
können. Das wäre ein schwerer, vielleicht nicht zu verwindender
Sclrlag für die Universität Jena gewesen, die durch den Weggang so
vieler bedeutender Männer wie Fichte, Schelling, Hufeland u. a.
in den letzten Jahren schon sclrwer genug geschädigt worden war.
Als daher Goethe von dem Vorhaben der Redaktion, die Zeitung
nach Halle zu verlegen, Kenntnis erhielt (Ende August 1803), setzte
er gleich alles in Bewegung, um den heimtückischen Plan zu durch-
kreuzen. Seiner energischen Klugheit und wohl vor allem dem
Gewicht seines Namens gelang es denn in cier Tat wicler aller Er-
warten, in wenig mehr als clrei Monaten in Jena eine neue Literatur-
Zeitung zustande zu bringen; und ais am 1. Januar 1804 die alte
Literatur-Zeitung in Halle zu erscheinen anfing, da konnte auch schon
clie erste Nummer der neuen „Ailgemeinen Literaturzeitung“ in Jena
ausgegeben werden. Goethe hat in seinen Tages- und Jahresheften
den ganzen Hergang anschaulich erzählt. Das erste aber war ge-
wesen, dah Goethe die Verbindung gerade mit den beiden Häuptern
der romantischen Schule, deren Abfall die eigentliche Ursache für
den Niedergang der alten Zeitung gewesen war, mit W. Schlegel
und Schelling, wieder anknüpfte. Hatte die alte Zeitung die kan-
tische Philosophie auf ihren Schild gehoben, so sollte die neue, um
sich deutlieh von dieser abzuscheiden, sich cler Philosophie Schellings
annehmen (vgl. Steffens, „Was ich erlebte“, Bd. V, S. 11 ff. und cler
Briefwechsel Goethes mit Schelling, Schlegel und Steffens in „Schriften
der Goethe-Gesellschaft“, Bd. 13). Die neue Zeitung hatte darum ur-
sprünglich mit einer Rezension über Schellings Naturphilosophie von
eben demselben Steffens eröffnet werden sollen12), von dem clie alte

13) Die Rezension erschien allerdings durch die Saumseligkeit von
Steffens erst in den Nummern vom 1. Mai und 10. Juni 1805.
 
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