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Erich Frank :
wo der Schellingsche Text aufhört und der Carolinens anfängt. Da
aher der Beweis für die Richtigkeit unserer Zuweisung der einzelnen
Rezensionen an Caroline und Schelling uns hier zu sehr ins einzelne
füliren würde, so haben wir ihn lieber bei Gelegenheit der Erläute-
rung der einzelnen Stücke gebracht.
Dagegen möchte ein Wort über den allgemeinen Charakter der
neuen' Jenaischen Literatur-Zeitung nicht unwillkommen sein. Wer
heute diese Zeitung, von der täglich —- mit Ausnahme der Sonn-
und Feiertage — eine Nummer von einem halben Bogen erschien
und in der nichts anderes als Rezensionen stehen, durchblättert,
der wird es kaum verstehen, wie ein solches Blatt überhaupt siclr
erhalten konnte; und doch konnte es nicht nur dies, ihr Redakteur
ist sogar reich an ihr geworden und konnte, als er starb, nicht
weniger als f'ünf Pdttergüter seinen Erben hinterlassen (vgl. Bieder-
mann, Goethes Bnefe an Eichstädt. Einleitung S. XXII). Dabei
waren die Elonorare der Mitarbeiter für die damaligen Verhältnisse
keineswegs niedrig. Ein Rezensent erhielt für jeden Bogen einer
Rezension „ 171 /2 Rhein. Taler Conventionsfuh“,11) ein Korrespondent
für den Bogen der im „Intelligenzblatt“ zu veröffentlichenden Korre-
spondenzen 10 Taler, so daß man versteht, wie damals die Literaten
im wahren Sinne des Wortes vom Rezensieren leben konnten. Um
die Bedeutung dieser Zeitung für ihre Zeit recht zu begreifen, müssen
wir eben bedenken, daf3 jenem Geschlechte die Literatur etwa clas
geworden war, was uns lieute die Politik ist, und dab die litera-
rischen Ereignisse und Streitigkeiten clas allgemeinste und lebhafteste
Interesse cles Publikums hervorrufen konnten.
Die alte Jenaische allgemeine Literatur-Zeitung hatte nun eine
ganz besondere Bedeutung dadurch erlangt, daß sie unter den Re-
dakteuren Schütz und Hufeland seit clem Jahre 1785 zum Organ der
kantischen Schule geworden war. Darin lag der Grund ihres grohen
n) „Acta, die Stiftung einer Neuen Allgemeinen Literatur-Zeitung zu
Jena betr.“, 1803, Vol. I, 56; vgl. Wuttke, Die deutschen Zeitschriften,
1S66, S. 27 : „Die (scil. alte) Jenaer Literatur-Zeitung entrichtete fiir den
Druckbogen 3 Friedrichsd’or, was bei dem Geldwert im vorigen Jahrhundert
ein ansehnlicher Geldlohn war; denselben Satz bezahlte die allgemeine
Literatur-Zeitung in Ilalle nocli in den vierziger Jahren“. — Die Gesamtkosten
des ersten Jahres der neuen Literatur-Zeitung sind von Eichstädt in einer
Eingabe an Goethe (Akten, Vol. I, 56) auf 10000—12 000 Taler berechnet
worden, wovon allein auf Rezensenten-Iionorare 2738.12 Taler entfielen (auf
Druckkosten : 1229.20, Buchbinder : 290, Post: 400, Intelligenzblatt: 592,12,
Korreklur ; 195,20).
Erich Frank :
wo der Schellingsche Text aufhört und der Carolinens anfängt. Da
aher der Beweis für die Richtigkeit unserer Zuweisung der einzelnen
Rezensionen an Caroline und Schelling uns hier zu sehr ins einzelne
füliren würde, so haben wir ihn lieber bei Gelegenheit der Erläute-
rung der einzelnen Stücke gebracht.
Dagegen möchte ein Wort über den allgemeinen Charakter der
neuen' Jenaischen Literatur-Zeitung nicht unwillkommen sein. Wer
heute diese Zeitung, von der täglich —- mit Ausnahme der Sonn-
und Feiertage — eine Nummer von einem halben Bogen erschien
und in der nichts anderes als Rezensionen stehen, durchblättert,
der wird es kaum verstehen, wie ein solches Blatt überhaupt siclr
erhalten konnte; und doch konnte es nicht nur dies, ihr Redakteur
ist sogar reich an ihr geworden und konnte, als er starb, nicht
weniger als f'ünf Pdttergüter seinen Erben hinterlassen (vgl. Bieder-
mann, Goethes Bnefe an Eichstädt. Einleitung S. XXII). Dabei
waren die Elonorare der Mitarbeiter für die damaligen Verhältnisse
keineswegs niedrig. Ein Rezensent erhielt für jeden Bogen einer
Rezension „ 171 /2 Rhein. Taler Conventionsfuh“,11) ein Korrespondent
für den Bogen der im „Intelligenzblatt“ zu veröffentlichenden Korre-
spondenzen 10 Taler, so daß man versteht, wie damals die Literaten
im wahren Sinne des Wortes vom Rezensieren leben konnten. Um
die Bedeutung dieser Zeitung für ihre Zeit recht zu begreifen, müssen
wir eben bedenken, daf3 jenem Geschlechte die Literatur etwa clas
geworden war, was uns lieute die Politik ist, und dab die litera-
rischen Ereignisse und Streitigkeiten clas allgemeinste und lebhafteste
Interesse cles Publikums hervorrufen konnten.
Die alte Jenaische allgemeine Literatur-Zeitung hatte nun eine
ganz besondere Bedeutung dadurch erlangt, daß sie unter den Re-
dakteuren Schütz und Hufeland seit clem Jahre 1785 zum Organ der
kantischen Schule geworden war. Darin lag der Grund ihres grohen
n) „Acta, die Stiftung einer Neuen Allgemeinen Literatur-Zeitung zu
Jena betr.“, 1803, Vol. I, 56; vgl. Wuttke, Die deutschen Zeitschriften,
1S66, S. 27 : „Die (scil. alte) Jenaer Literatur-Zeitung entrichtete fiir den
Druckbogen 3 Friedrichsd’or, was bei dem Geldwert im vorigen Jahrhundert
ein ansehnlicher Geldlohn war; denselben Satz bezahlte die allgemeine
Literatur-Zeitung in Ilalle nocli in den vierziger Jahren“. — Die Gesamtkosten
des ersten Jahres der neuen Literatur-Zeitung sind von Eichstädt in einer
Eingabe an Goethe (Akten, Vol. I, 56) auf 10000—12 000 Taler berechnet
worden, wovon allein auf Rezensenten-Iionorare 2738.12 Taler entfielen (auf
Druckkosten : 1229.20, Buchbinder : 290, Post: 400, Intelligenzblatt: 592,12,
Korreklur ; 195,20).