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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph; Schelling, Caroline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Frank, Erich [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 1. Abhandlung): Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline in der Neuen Jenaischen Literatur-Zeitung — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32876#0035
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Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline. 27
reiches, vielfach begabtes und durchbildetes Daseyn dichteten und aus-
sprachen, vielleicht eben am Ende ihrer akademischen Laufbahn mit großer
Gemüthsruhe nachsprechen. Sie geben wohl vor :
Früh mußte schon das Leben mich belehren,
und :
In Wissenschaft und Ivunst zu hohen Ehren
Hab’ ich gestrebt durch der Gemeinheit Massen.
Wer mag aber ihrem Zeugnisse trauen und am Ende gar ihnen glauben :
Ich werde kunstvoll, gut, gesetzt von Jahren.
Wahrlich, diese Gesetztheit und in so krausgelockten Versen steht ihnen zu
Gesichte, wie die Perücken den jungen Leuten gestanden haben mögen, die
sie in der Mitte des vorigen Jahrhunderts schon auf dem Gymnasium zu
tragen pflegten. Eine solche mystische Dignität ist unendlich spashaft. Man
ließe es ihnen schon zu, über Gemeinheit zu klagen, obwohl auch dieses
ziemlich gemein wird ; da solche aber einem oft und in sehr verschiedenen
Gestalten begegnet, so hätten sie vielleicht nicht immer Unrecht. Sie müßten
clann nur, wo
Hohnneckend sie die Bessern schalten
und sie :
Verzweifelten zu finden je die Reinen,
genau zusehen :
Ob etwa sinn’ger Wahnsinn täuscht verdunkelnd.
Es liegt übrigens in der Physiognomie aller clieser kleinen Werke, daß ein
bescheidener Zvveifel sehr fern von ihnen ist; ja, es ließe sich darauf
wetten, daß so wie die Meister diese Jiinger nicht anerkennen werden,
wenn sie anders nicht eine sträfliche Nachsicht iiben, die Jünger sich bey Ge-
legenheit wohl über die Meister hinaus zu dünken im Stande sind. Mit der
Unsterblichkeit hat es ohnehin sein Bewenclen.
Und dieser bittre Schmerz, den ich genähret,
Der mich bald schmelzen ließ, und bald versteinte,
Den sollten künft’ge Zeiten nicht mehr kennen?
Nein wenn kein Dichterwahn rlie Brust bcthöret,
Es lebt in Liedern ewig was ich weinte,
Und ihreni Namen wird die Nachwelt nennen.
Man hat dieß nicht etwa für die bloß naive Anmaßung irgencl eines Ge-
fühles zu nehmen, theils gehört es zum Kostum, sich die Unsterblichkeit zu
prophezeihen, indem sich dies bey verschiedenen Dichtern findet, welche wirk-
lich auf die Nachwelt gekommen sind, theils scheint ihnen die große Sicher-
heit darüber fast ein sichrer Schritt dazu zu seyn.
Es könnte bey alle dem Einer oder der Andere das hier niedergeschriebene
Urtheil über das Ganze zu hart finden, wenn er sich an das Einzelne hielte.
Nicht, als ob sich Einzelnes merklich hervorhöbe : es fmdet in diesem Bc-
tracht wie in jedem anderen eine entschiedene Monotonie in der Sammlung
statt ; weder Erfindung noch irgend eine gefällige Eigenthümlichkeit häl.t uns
fest, und besonders ist ein gänzlicher Mangel an Frische und Lebendigkeit in
 
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