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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph; Schelling, Caroline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Frank, Erich [Oth.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 1. Abhandlung): Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline in der Neuen Jenaischen Literatur-Zeitung — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32876#0040
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32

Erich Frank :

Geht auch im irdischen, groben Gedränge
Psyche, die Gattin,
Die Ewigkeitschauende
Seele des Lichts, Licht in der Seele
Ihm manchmal verloren
Dem lockeren Schelm :
So sprudelt er dennoch
Im Leben hoch auf,
Sprudelt im Herzen,
Und treibt ihn durch Schmerzen
Den trübe Gebornen
Zum Himmel hoch auf.
Lockt sie ins Hüttchen
Mit zuckernen Dütchen,
Durch üppigen Waldschein
Hinein, hinein.
Verschließet die Riegel,
Drückt jauchzend das Siegel
Der Seinigen drauf,
Der Seeligen drauf.
Mit künstlichen Sylbenmaßen mühet er sich nicht ab ; aber alles Gefällige
und Schwebende des Klanges steht ihm so zu Gebot, daß man übcr den Sinn
zuweilen leichter hinwegzuschlüpfen geneigt wird ; man weiß doch, es ist
leichter Sinn, und soll kein Tiefsinn seyn. Anderen, und zwar solchen Poesien,
die aus mehreren kleinen Gedichten bestehen und dramalisch behandelt sind,
kann man das Gedachte nicht absprechen, obwohl sich eine recht durch-
greifende Conception des Ganzen nirgends zeigt. Eins dieser Gedichte ist
Goethe’s Gehurtstag überschrieben ; es sind da verschiedene Personen aus den
Werken des Dichters contrastiert und wiederum verbunden, um ihn zu ver-
herrlichen. Faust spricht zu Iphigenien, der Unvollendete zur Vollendeten,
(das heißt der seiner Natur nach, nicht als Gedicht, Unvollendete), sie zu ihm,
sich abwendend von ihm, beide aber zu ihrem gemeinschaftlichen Schöpfer sich
liinwendend, wo aber Reinike dazwischen berichtet, daß eben Tasso bey dem
Dichter ist, der dann von ihm gehend, mit seinem eigenthümlichen Ungestüm,
die Begeisterung, die Nacheiferung ausdrückt, die dieser in ihm erweckt hat.
Egmont und Werther reden zusammen, dieser sich an die Stelle des Helden,
der Held in die des Liebenden sich versetzend. Zu Egmont kommt Götz von
Berlichingen, und begrüßt ihn mit einigen Stanzen, von denen wir die erste
wenigstens cinrücken wollen :
Wie aus der Felsen dunkeln Mooseritzen,
Hoch über Sturmesfluth und Meereswinden,
Wie sich auf eines Berges Wolken Spitzen
Zwey königliche Adlerhelden finden,
Die Braut*) zu tränken in den Sonnenblitzen :
So auch zwey freye Herzen, die sich finden.
*) Es heißt im Original : „Brust“ (Anm. d. Herausg.).
 
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