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Erich Frank :
2. Jenaische Allgemeine Literaturzeitung, Nr. 65 (18. März) 1805.
Kleine Schriften.
Schöne Künste. Berlin u. Wien, b. Nathan u. Comp. : Nathan der Weise.
Schauspiel von Lessing. Travestirt und modernisirt in fünf Aufzügen.
1804. 96 S. 8. (6 gr.)
Das travestirende Geschlecht nimmt so sehr überhand, daß man sich
von einem neuen Versuche in der Gattung nicht leicht mehr, wie von den
neuesten, verspricht. Dieser übertrifft aber durch seine Schlechtigkeit sogar
eine billige Erwartung. Es ist eine Satire ohne Salz und ohne Sinn, ohne
Lustigkeit, und ohne Object ; wenigstens fällt es schwer, dieses herauszu-
fmden. Soviel läßt sich mit einiger Sicherheit sagen, daß es politisch, und
nic.ht literarisch damit gemeint ist. Saladin figurirt den Helden des Zeitalters,
Recha, das aus Loretto entführte, ins Leben versetzte, einem argen .Tuden in
die Kost gegebene und von Saladin wieder eingesetzte Muttergottesbild. Die
Erzählung des Nathan handelt von Ordens- statt von Glaubensbrüdern ; Les-
sing wird als Derwisch noch besonders gemißhandelt ; Sittah stellt sogar eine
von den kaiserlichen Schwestern vor, aber es zeigt sich überall kein deut-
licher Zusammenhang, außer dem einer durchgängigen Plattheit ; der wir es
überlassen wollen. Bff.
Ohne Druckort und Jahrzahl : Poetische Versuche von Wilhelm Ca-
lezki. 192 S. 8. (12 gr.) An dieser kleinen, auf graues Papier, ohne Orts-
angabe, gedruckten Sammlung ist nur die Kühnheit merkwürdig, dergleichen
ihrer Majestät, der Königin von Preußen, zuzueignen, als ob die Sonne das
Unkraut in Blumen verwandeln könnte. Obige Versuche verrathen nicht einmal
einen jungeri Studirenden, der seine dürftige Anschauung in ein paar Bogen
Reime bringt, sondern weit eher einen wandernden Handwerksgesellen, dem
die Musen in seiner Sprache antworten, wie er selbst berichtet :
Herab ! (vom Pegasus) was käme davon her?
Daß Du erschienst ein Bärenhäuter etc.
BlT.
Jenaische Allgemeine Literaturzeitung, Nr. 153 (28. Juni) 1805.
Schöne Künste.
Breslau u. Leipzig, b. Korn : Poetische Schriften von Sam. Gottlieb Bürde.
1805. Zweyter Teil. 378 S. 8. (1 Rthlr. 8 gr.)
Diese zweyte Sammlung begegnet weder glänzenden Erwartungen, noch
scheint sie dergleichen Ansprüche zu rnachen ; sie gleicht der ersten in der
Stille, die auf den Blättern ruht, und angenehm mit geräuschvollern und nicht
gehaltreichern Schriften contrastirt, so wie in der Eintönigkeit der Formen,
welche keine Spur eines neueren Studiums verrathen, und enthält noch mehr
Übersetzungen, wie jene. Die erste Abtheilung oder das vierte Buch giebt uns
Elegien nach dem Englischen, theils beschreibendc, tlieils didaktische Poesie,
in welchen sich der Vf. von jeher am besten gefiel, und sein Talent an den
englischen Vorbildern dieses Faches anziindete, und standhaft übte. Eine reine
Erich Frank :
2. Jenaische Allgemeine Literaturzeitung, Nr. 65 (18. März) 1805.
Kleine Schriften.
Schöne Künste. Berlin u. Wien, b. Nathan u. Comp. : Nathan der Weise.
Schauspiel von Lessing. Travestirt und modernisirt in fünf Aufzügen.
1804. 96 S. 8. (6 gr.)
Das travestirende Geschlecht nimmt so sehr überhand, daß man sich
von einem neuen Versuche in der Gattung nicht leicht mehr, wie von den
neuesten, verspricht. Dieser übertrifft aber durch seine Schlechtigkeit sogar
eine billige Erwartung. Es ist eine Satire ohne Salz und ohne Sinn, ohne
Lustigkeit, und ohne Object ; wenigstens fällt es schwer, dieses herauszu-
fmden. Soviel läßt sich mit einiger Sicherheit sagen, daß es politisch, und
nic.ht literarisch damit gemeint ist. Saladin figurirt den Helden des Zeitalters,
Recha, das aus Loretto entführte, ins Leben versetzte, einem argen .Tuden in
die Kost gegebene und von Saladin wieder eingesetzte Muttergottesbild. Die
Erzählung des Nathan handelt von Ordens- statt von Glaubensbrüdern ; Les-
sing wird als Derwisch noch besonders gemißhandelt ; Sittah stellt sogar eine
von den kaiserlichen Schwestern vor, aber es zeigt sich überall kein deut-
licher Zusammenhang, außer dem einer durchgängigen Plattheit ; der wir es
überlassen wollen. Bff.
Ohne Druckort und Jahrzahl : Poetische Versuche von Wilhelm Ca-
lezki. 192 S. 8. (12 gr.) An dieser kleinen, auf graues Papier, ohne Orts-
angabe, gedruckten Sammlung ist nur die Kühnheit merkwürdig, dergleichen
ihrer Majestät, der Königin von Preußen, zuzueignen, als ob die Sonne das
Unkraut in Blumen verwandeln könnte. Obige Versuche verrathen nicht einmal
einen jungeri Studirenden, der seine dürftige Anschauung in ein paar Bogen
Reime bringt, sondern weit eher einen wandernden Handwerksgesellen, dem
die Musen in seiner Sprache antworten, wie er selbst berichtet :
Herab ! (vom Pegasus) was käme davon her?
Daß Du erschienst ein Bärenhäuter etc.
BlT.
Jenaische Allgemeine Literaturzeitung, Nr. 153 (28. Juni) 1805.
Schöne Künste.
Breslau u. Leipzig, b. Korn : Poetische Schriften von Sam. Gottlieb Bürde.
1805. Zweyter Teil. 378 S. 8. (1 Rthlr. 8 gr.)
Diese zweyte Sammlung begegnet weder glänzenden Erwartungen, noch
scheint sie dergleichen Ansprüche zu rnachen ; sie gleicht der ersten in der
Stille, die auf den Blättern ruht, und angenehm mit geräuschvollern und nicht
gehaltreichern Schriften contrastirt, so wie in der Eintönigkeit der Formen,
welche keine Spur eines neueren Studiums verrathen, und enthält noch mehr
Übersetzungen, wie jene. Die erste Abtheilung oder das vierte Buch giebt uns
Elegien nach dem Englischen, theils beschreibendc, tlieils didaktische Poesie,
in welchen sich der Vf. von jeher am besten gefiel, und sein Talent an den
englischen Vorbildern dieses Faches anziindete, und standhaft übte. Eine reine