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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph; Schelling, Caroline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Frank, Erich [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 1. Abhandlung): Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline in der Neuen Jenaischen Literatur-Zeitung — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32876#0043
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Rezensionen iiber schöne Literatur VOn Schelling und Caroline. 35
fließende Sprache, und die Melodie von Grays Dorfkirchhof geht durch alle
hindurch. Eins derselben : das Nonnerikloster ist eine bestimmte Nachbildung
von jenem, in welcher die dramatische Seite, die Einführung des elegischen
Sängers, gezwungen erscheint, und der Gegenstand der Klage einer ziemlich
scherzhaften Deutung fähig seyn würde. Wir führen folgende Strophe als
Probe der Verdeutschung des englischen Originals an.
Manch’ Mädchen, Julien und Lauren gleich, verblüht
Hier ruhmlos ; manche, die schon mit der Morgenröthe
Zum kleinen Garten eilt, und Blumen auferzieht,
Erzög’ in einem Sohn uns einen andern Göthe.
Hierauf folgt Älzire für das deutsche Theater bearbeitet, das heißt, es
ist ein gefälliger Auszug davon in nachlässig behandelten Jarnben, bey welchem
man ganz von derForderung abgehen muß, daß lrier eine französische Tragödie
als solche wiedergegeben werden soll. Der Übersetzer hat nur den Stoff vor
Augen gehabt. Er hat die Ausführlichkeit der Ausführung weggenommen, die
Ecken uncl Härten der französischen Convenienz und die Eigenthümlichkeiten
ihrer Rhetorik in einer weichen Haltung aufgelöst, die Intrigue nach den ge-
wöhnlichen Ansichten besser geründet und in Handlung gesetzt, die Per-
sonen, wenn man will, natürlicher auftreten lassen, bey welchem Allen jedoch
kein erhöhter Effect für die Bühne gewonnen werden konnte. Gusmann ist
vom Anfang an etwas menschlicher vorgestellt, vermuthlich um seine Be-
kehrung am Ende besser zu motiviren ; nur Einmal spricht er selbst hoch-
müthiger wie im Original :
Doch, was verlang ich? Gusmanns Vater soll
Um eine Gunst zu bitten, sich erniedern?
Je rougis, que mon pere
Pour Vinteret d’un fils s’abaisse ä la priere.
Er läßt aber Zamor ein Kriegsgericht halten, bey welchem Zamor sich ein-
schleicht, und ihn ermordet. Der Auftritt geht auf der Bühne selbst vor, nach
deutscher Sitte, erzeugt aber den Mißstand, daß Zamor sich auffallend als
Meuchelmörder darstellt, und der Vater Alvarez gar zu offenbar den Retter
seines Lebens höher schätzt, als das Leben seines Sohnes. So entsteht leicht
tiefer gegründete Unschicklichkeit, wenn eine Convenienz mit der andern ver-
tauscht werden soll. Die vielen Erwähnungen der grossiers climats, und
sauvages vertus, wodurch Voltaire die fremden Völker zu bezeichnen pflegt,
bey denen er mit seinen Tragödien ziemlich rings in der Welt herumge-
kommen ist, sind unterdrückt worden ; dafür geht Zamor einmal mit einer,
der einzigen, lyrischen Strophe ab, die in einem hergebrachten Wilden-Gesang
ihre Stelle fmden könnte. Manche Stellen, die im Sinn des Originals zu den
besten gehören, sind in der Bearbeitung verschmälrt worden, z. B. Manes de
mon Amant, j’ai donc trahi ma foi etc.
Alzirens Gebet für Zamor :
Grand dieu condui Zamore au milieu des deserts etc.
Wenn sie Emiren sagt :
Va, la honte serait de trahir ce que j’aime etc.
Statt ihrer Erklärung über den rettenden Ausweg, daß Zamor Christ werden solle:
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