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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph; Schelling, Caroline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Frank, Erich [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 1. Abhandlung): Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline in der Neuen Jenaischen Literatur-Zeitung — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32876#0050
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Erich Frank :

die gekränkte Ehre des einen der Brüder gründen. Dabey macht das Werk
keine andere Prätension, als die Theilnehmung so lange zu beschäftigen, bis
es zu Ende ist. Die Uebersetzung liest sich leicht weg, und das ist alles
was man bey Producten von dieser tlüchtigen Natur zu fodern hat.
9) Berlin, b. Unger : Liebe und Entsagung, von der Verfasserin (der) Maria
Müller. 1805. Zwey Theile. 352 S. 8. (1 Rthlr. 8 gr.)
10) Berlin, b. Maurer : Zoe. Ein hohes ldeal zarter WeiblichJceit. Aus dem
Archive der Familie von E— gezogen von Julius Grafen von Soclen.
1805. 261 S. 8. Mit Titelkupfer und Vignette. (21 gr.)
Obschon Elmonde den Uebergang beträchtlich erleichtert., so könnte es
docli frevelhaft scheinen, Liebe und Entsagung und Zoe in diese Reihe zu
ziehen ; allein sie liegen vor dem Rec., gleich gegebenen Endreimen, denen
nicht auszuweichen ist, und die er nur dadurch anzuknüpfen weiß, daß er
erklärt, dieses seyen nun ganz und gar Werke von Stande. Das erste ist zu-
gleich von dem feinsten Anstande, und sowohl in diesem Betracht wie in An-
sehung der ungezwungenen und gefälligen Sprache einer weibüchen Feder
würdig, ob es gleich die weibüchen Ansprüche auf Clenialität nicht höher
steigern wird. Es läßt sich nicht leicht ein treffenderes Wort zur Charak-
terisirung desselben sagen, als schon irgendwo darüber gesagt wurde, daß
man es nämlich mit dem vergleichen könne, was in der Mahlerey ein Stilleben
heißt. Innigkeit der Empfmdung, Rcinlichkeit und Eleganz der Umgebung
lassen sicb in einem solchen vollkommen wohl ausdriicken : nur dieses ist hier
zu suchen. Die ganze Art und Weise, wie sich die Unbekannte, mit der wir
hier bekannt werden, ankündigt und entwickelt, der Aufenthalt in der länd-
lichen Mühle, die Zierlichkeit in der engen Beschränkung dieser Existenz, alles
ist in jenem Sinne ausgeführt; ja eine Mühle macht schon für sich ein der-
gleichen Tableau, wie sie, mehrentheils einsam, halb unter Bäumen versteckt,
auf frischem Wiesengrunde im Thal, und ganz nothwendig am Wasser gelegen,
das Auge an sich zieht, und durch das bewegliche Rad eine lebendige Be-
deutung kund giebt; es ist daher ein wahres Glück, daß dieses romantische
Princip seiner anderweitigen entschiedenen Brauchbarkeit wegen, nicht wie
Ivlöster und Iluinen befürchten darf, aus der Landschaft je ausgerottet zu
werden. — Die Geschichte unserer Ileldin hat Aehnlichkeit mit der ebenfalls
von weiblicher Iiand verfaßten Gräfin Pauline ; auch sie liebt einen Fürsten
und entsagt ihm ; freylich ist sie nicht Heldin bis zu dem Grade, wie jene
eine Wunde und verunstaltete Schulter davon zu tragen, oder Gouvernante der
fürstlichen Kinder zu werden, sondern sie ersinnt den für ihre Lage sehr
schicklichen Ausweg, der Welt und dem Geliebten für todt zu gelten, und sich,
jedoch mit allen ihren Reizen, in eine liebliche Einsamkeit zu begraben, wo
man sie mit Vergnügen fmdet, und ohne Schmerzen verläßt.
Was nun Zoe betrifft, so verletzt dieses Buch zwar den höheren An-
stand nicht, indem es, selbst von einern hohen Standpunkt aus, Convenienzen
und Sitten richtet; indessen hat sich der Vf. doch bereits gegen solcho
Vorwürfe zu verwaliren gehabt, und gleich anfangs den Wunsch geäußert, daß
man die letzte Seite — man darf wohl sagen die letzte Zeile — nicht un-
gelesen lassen möchte, ,,um die moralische Tendenz nicht zu verkennen“.
Vielleicht hätte er mehr Ursache zu wünschen, daß man die ersten Seiten
übersähe, als die letzte läse. Denn wer das Werk nach der Richtigkeit der
 
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